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Sajida Mubarak Atrus al-Rishawi bei ihrem Geständnis, das vom jordanischen Fernsehen ausgestrahlt wurde

Foto: AP
Amman - Einer der Selbstmordattentäter von Amman war möglicherweise vor einem Jahr in einem US-Militärgefängnis im Irak inhaftiert. Die US-Streitkräfte bestätigten am Montag, dass ein 23 Jahre alter Mann Namens Safaa Mohammed Ali im November 2004 in Falluja festgenommen und zwei Wochen festgehalten worden sei.

Ob es sich dabei tatsächlich um den selben Safaa Mohammed Ali gehandelt habe, der sich am Mittwoch in einem Hotel in Bagdad als Teil einer Al-Kaida-Zelle in die Luft sprengte, wisse man nicht. Den jordanischen Ermittlungsbehörden zufolge kam der Attentäter aus der Anbar-Provinz, in der Falluja liegt.

TV zeigt Geständnis

Nur vier Tage nach den blutigen Terroranschlägen in Jordanien haben die Ermittler die Tat offenbar aufgeklärt: Die jordanische Regierung gab am Sonntag die Identität der drei irakischen Selbstmordattentäter sowie die Festnahme einer Irakerin bekannt, die ebenfalls an den Anschlägen beteiligt war. Es handle sich um Mitglieder des irakischen Arms des Terrornetzwerkes Al Kaida, sagte der jordanische Vize-Premier Marwan Moasher am Sonntag. Das jordanische TV zeigte Aufnahmen des Geständnisses der Frau, die nach eigenen Angaben mit einem der Täter verheiratet war und sich auch in die Luft sprengen wollte. Ihr Sprengstoffgürtel habe jedoch nicht funktioniert.

Im jordanischen Fernsehen berichtete die Festgenommene Sajida Mubarak Atrus al-Rishawi über die Anschläge. Ausgerüstet mit Sprengstoffgürteln habe sie gemeinsam mit ihrem Mann das Hotel betreten, sagte die verschleierte Frau. "Es gab dort eine Hochzeit, Frauen, Männer, Kinder. Er (der Ehemann) konnte sich in die Luft sprengen, ich selbst habe es auch versucht, aber es ging nicht", berichtete sie weiter. Sie sei dann wie die anderen Menschen aus dem Hotel geflohen. Auf den TV-Bildern ist zudem zu sehen, wie die Frau den Sprengstoffgürtel unter ihrem schwarzen Mantel zeigt.

Mit falschen Pässen eingereist

Rishawi, die ruhig und ohne erkennbare Regung sprach, gab an, 1970 in Ramadi im Irak geboren zu sein. Am 5. November sei sie mit ihrem Mann mit gefälschten Pässen unter falschem Namen nach Jordanien eingereist. Nach ihrer Ankunft hätten sie ein Appartement gemietet. Die Sprengstoffgürtel habe ihr Mann besorgt. "Er trug den einen, legte mir den anderen um und erklärte mir, wie er funktioniert", sagte die Frau. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurde die Frau in einem Vorort von Amman festgenommen.

Laut Moasher ist Rishawi die Schwester eines "wichtigen Terroristen", der unlängst im irakischen Falluja getötet wurde. Ihr Bruder sei ein Handlanger des jordanischen Topterroristen Abu Mussab al-Zarqawi gewesen, dem Anführer der Al-Kaida-Organisation im Irak. Auch die beiden weiteren Attentäter von Amman seien identifiziert, sagte der Minister. Sie seien um die zwanzig Jahre alt gewesen. Der irakische Al-Kaida-Ableger hatte am Freitag erklärt, dass vier Iraker, unter ihnen eine Frau, für die Anschläge am Mittwoch verantwortlich gewesen seien, bei den Anschlägen starben 57 Menschen.

"Diese Leute sind verrückt"

Jordaniens König Abdullah II. erklärte die Attentäter am Samstag in einem Interview mit dem US-Fernsehsender CNN für verrückt. "In ein Hotel zu gehen, wo eine Hochzeitsgesellschaft feiert, seine Frau mitzunehmen und sich in die Luft zu sprengen (...) Diese Leute sind verrückt." Gegenüber dem Fernsehsender NBC sagte Abdullah II. am Sonntag, nach der Festnahme der Frau verfolgten die Behörden noch weitere Spuren, die möglicherweise zu weiteren Beteiligten der Anschläge führen könnten. Jordanien werde gegen die Urheber der Taten vorgehen, auch wenn diese sich im Ausland aufhielten. Zarqawi habe seine Strategie geändert und schicke jetzt Ausländer zu Selbstmordattentaten. "Das bedeutet, dass unsere Sicherheitskräfte auch ihre Strategie ändern müssen."

Zarqawi war 1999 durch eine Generalamnestie des Königs aus dem Gefängnis gekommen. Vergangenes Jahr verurteilte ein jordanisches Gericht ihn in Abwesenheit zum Tode, weil er im Jahr 2002 in Amman einen US-Diplomaten ermordet hatte. (APA/AP)