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Fatih Terim, türkischer Teamchef, ist vor dem Spiel seiner Mannschaft in der Schweiz leicht aufgeladen.

Foto: AP/Campardo
Bern/Oslo/Madrid - Die Emotionen gehen hoch und höher, und am höchsten gehen sie vor der Partie der Schweiz gegen die Türkei in Bern. "Seit Wochen werden nur Lügengeschichten über uns erzählt", echauffiert sich der türkische Nationaltrainer Fatih Terim. Die türkischen Medien spekulieren über ein "Komplott" des in der Schweiz ansässigen Weltverbandes FIFA. Das Indiz: Die FIFA hat den für das Rückspiel in Istanbul vorgesehenen spanischen Schiri Luis Medina Cantalejo kurzfristig durch den Belgier Frank de Bleeckere ersetzt - wenn das kein Indiz ist!

An Selbstvertrauen mangelt es dem WM-Dritten nicht. "Wir erledigen die Sache im Hinspiel", sagt Hakan Sükür. Doch Trainer Terim plagen Personalsorgen, er muss ein halbes Dutzend verletzte oder gesperrte Stammspieler vorgeben. Für die Schweizer, die gemeinsam mit Österreich die EM 2008 veranstalten, geht's um die erste WM-Teilnahme seit 1994. "Der Druck ist groß. Das ganze Land setzt Erwartungen in uns", sagt Stürmer Alexander Frei.

Norwegische Garde als Platzpfleger

Die Tschechen haben es in Norwegen nicht nur mit einem unangenehmen Gegner, sondern auch mit widrigen Platzverhältnissen zu tun. Nach dem Einsatz der königlich norwegischen Garde, die Sand auf dem gatschigen Platz verteilt hat, kann aber nun doch gespielt werden. Der tschechische Verband legte dennoch vorsorglich Protest bei der FIFA ein.

Die Hoffnungen der Tschechen ruhen vor allem auf Rückkehrer Pavel Nedved. Der bestritt seit der EM 2004 kein Länderspiel mehr, will seinem Land aber zur ersten WM-Teilnahme seit 1990 verhelfen. "Wir haben eine starke Mannschaft. Mit Nedved ist sie noch stärker geworden", sagt Trainer Karel "Kleki Petra" Brückner, der neben Salzburgs Vratislav Lokvenc mit Jan Koller einen zweiten verletzten Stürmerstar vorgeben muss.

Norwegen, das die vierte WM nach 1938, 1994 und 1998 anstrebt, ist erklärter Underdog, wie auch Coach Age Hareide weiß: "Das passt uns ganz gut. Natürlich steht auch unser Team unter Erfolgsdruck. Doch wir können sicher sein, dass der Druck auf Tschechien viel größer ist."

Eine ähnliche Belastung verspürt Spaniens Kapitän Raul. "Wir können es uns nicht leisten auszurutschen", sagt er vor dem Treffen mit der Slowakei in Madrid. "Unser Prestige steht auf dem Spiel." Seit dem Aus in den Playoffs gegen Jugoslawien vor der WM 1974 hat der Europameister von 1968 keine Endrunde verpasst. "Ich glaube, dass wir 3:0 oder 4:0 gewinnen werden", sagt Jungstar José Antonio Reyes. Beim slowakischen Kapitän Miroslav Karhan kommt diese Aussage weniger gut an. "Die haben Angst vor uns", sagt der Wolfsburg-Legionär. Und Trainer Dusan Galis sagt: "Wir sind nicht so weit gekommen, um an der letzten Hürde zu straucheln." (sid,fri - DER STANDARD PRINTAUSGABE 12./13.11. 2005)