Beirut - Die gegen die libanesische Führung gerichteten
heftigen Angriffe des syrischen Staatschefs Bashar Assad vom
Donnerstag haben zu einer Spaltung der seit Juli amtierenden
Regierung in Beirut geführt. Alle schiitischen Minister, unter ihnen
Außenminister Faouzi Salloukh, haben sich geweigert, den
Protestbeschluss mitzutragen, und die Sondersitzung des Kabinetts am
Donnerstagabend boykottiert. Gleichzeitig stellten sie klar, dass sie
nicht daran dächten, von ihren Ämtern zurückzutreten.
"Sklaven seiner Meister"
Informationsminister Ghazi Aridi, ein Druse, erklärte am Freitag,
die schiitischen Regierungsmitglieder hätten nur "von ihrem
demokratischen Recht Gebrauch gemacht, ihre Meinung auszudrücken". In
Abwesenheit der schiitischen Minister hatte die Regierung die
Attacken Assads gegen Ministerpräsident Fouad Siniora zurückgewiesen.
Assad hatte in seiner Rede am Vortag in der Universität Damaskus
Siniora als "Sklaven seiner Meister" bezeichnet, womit er
offensichtlich auf westliche Regierungen anspielte. Dies sei "ein
Angriff auf den libanesischen Staat, das Parlament und die Regierung"
gewesen, erklärte das Rumpfkabinett in Beirut.
Der Sunnit Siniora steht der ersten ohne Einflussnahme Syriens
gebildeten libanesischen Regierung seit dem Bürgerkrieg (1975-90)
vor. In ihr ist die von den USA als terroristisch eingestufte
radikale Schiiten-Organisation Hisbollah durch Energieminister
Mohammed Fneich vertreten. Arbeitsminister Tarrad Hamade steht der
Hisbollah nahe. In dem im Sommer neu gewählten libanesischen
Parlament stellt die Schiiten-Allianz 35 der 128 Abgeordneten, 14 von
ihnen gehören der Hisbollah an. (APA)