"Wenn man Geld hat, das man den Kunden nachwirft, muss man auch Geld für seine Mitarbeiter haben. Es kann nicht akzeptiert werden, dass der Kampf um Billigsttarife auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen wird", betonten am Freitag die Arbeitnehmervertreter der Mobilkom Austria.

Die Mobilkom-Mitarbeiter unterstützen ihre Konkurrenz-Kollegen

Hintergrund ist ein eskalierter Streit zwischen den Alternativen Telekombetreibern - den Mitbewerbern von Telekom Austria sowie Tochter Mobilkom - und den Mitarbeitern über den neuen Kollektivvertrag (KV). Die Mobilkom-Mitarbeiter unterstützen ihre Konkurrenz-Kollegen, da auch sie gerade in KV-Verhandlungen stehen und das Alternativen-Ergebnis für sie Signalcharakter hat. Das Angebot der Arbeitgeber sieht eine Gehaltserhöhung unter der Inflatiosrate vor. Mehr sei auf Grund der "komplexen und schwierigen Situation der Branche" nicht möglich, hieß es gestern von Seiten der Wirtschaftskammer.

"Dabei werden enorme Geldmittel für Zukäufe und Werbung eingesetzt, gleichzeitig aber Jobs abgebaut"

Die Gewerkschaft der Post- und Fernmeldebediensteten sprach heute von einem "unzumutbaren Gehaltsangebot". "Dass internationale Konzerne wie die sprichwörtlichen Heuschreckenschwärme die Märkte nach dem schnellsten Gewinn abgrasen, ist ein inzwischen beinahe alltäglicher Vorgang. Dabei werden enorme Geldmittel für Zukäufe und Werbung eingesetzt, gleichzeitig aber Jobs abgebaut", so Michael Kolek, Zentralausschuss-Vorsitzender der Telekom Austria und stv. Vorsitzender der Gewerkschaft der Post- und Fernmeldebediensteten (GPF).

Sponsoring der Fußball-Bundesliga

Auch er besteht darauf, dass "die Mitarbeiter einen Anspruch auf einen Anteil am Wirtschaftserfolg haben". Und weiter: "Wenn genug Geld für zum Beispiel das Sponsoring der Fußball-Bundesliga da ist, muss erst recht Geld für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter da sein."

Die Arbeitgeber haben eine Erhöhung der Ist-Gehälter um 2 Prozent plus 100 Euro Einmalzahlung sowie eine 2-prozentige Erhöhung der Mindestgrundgehälter vorgeschlagen. Die Gewerkschaft verlangt zumindest eine Abgeltung der Inflation von 2,5 Prozent plus einen Anteil am generellen Wirtschaftswachstum und der hohen Produktivität der Telekom-Branche.

Protestkundgebung vor der Zentrale von T-Mobile Austria

Für Montag hat die Gewerkschaft zu einer Protestkundgebung vor der Zentrale von T-Mobile Austria im 3. Wiener Gemeindebezirk aufgerufen. Es werden über 1.000 Teilnehmer erwartet. Von den Verhandlungen betroffen sind rund 4.000 Beschäftigte der alternativen heimischen Mobilfunk- und Telekom-Betreiber.

Die Mutter des zweitgrößten heimischen Mobilfunkanbieters T-Mobile Austria, die Deutsche Telekom, hatte vorige Woche bekannt gegeben, trotz eines Rekordgewinnes 32.000 Mitarbeiter abbauen zu wollen. Allerdings hauptsächlich in der Festnetzsparte. Die Belegschaft von T-Mobile Austria ist aber auch deswegen verunsichert, weil das Unternehmen erst kürzlich den Mitbewerber tele.ring übernommen hatte und nun befürchtet wird, dass nicht nur tele.ring-Beschäftige abgebaut werden. Die Genehmigung des Kaufes durch die EU-Wettbewerbsbehörde soll kommenden Montag erfolgen.

Jobgarantie bis Mitte 2006

T-Mobile Austria hat für die tele.ring-für die Mitarbeiter eine Jobgarantie bis Mitte 2006 abgegeben. Die Garantie gilt sowohl für die bisherigen tele.ring-Mitarbeiter, als auch für das bestehende T-Mobile Austria-Personal - in Summe 2.200 Beschäftigte. Berücksichtigt man die zusätzliche Kündigungsfristen von mindestens sechs Wochen, sind Kündigung jetzt aber erst frühestens per Monatsende August 2006 möglich. Laut früheren Aussagen von T-Mobile-Austria-Chef Georg Pölzl sollen nach der Fusion mittelfristig 200 bis 300 Mitarbeiter abgebaut werden.(APA)