Wien - Die österreichische Wirtschaft wird sich auch im nächsten Jahr robust, aber nicht wirklich dynamisch entwickeln. Zu dieser Schlussfolgerung kommt das aktuelle Wirtschaftsbarometer Austria (WBA), die zwei Mal jährlich erhobene Konjunkturerhebung der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Der alte Kaufmannswunsch "es soll nicht schlechter werden" muss nach den vorliegenden Prognosen ergänzt werden durch den Zusatz 'aber besser wird es voraussichtlich auch nicht'", sagte WKÖ-Präsident Christoph Leitl am Donnerstagabend vor Journalisten in Wien.

Die heimische Konjunktur habe sich "gegenüber dem negativen Sog der Wirtschaftsentwicklung in den großen, alten EU-Nachbarn leicht absetzen könne, aber nicht deutlich von einer klar stärkeren Dynamik der kleinere, neuen EU-Nachbarn profitieren können", schreibt Harald Kaszanits von der Stabsabteilung Wirtschaftspolitik in der WKÖ.

Der zum zweiten Mal in diesem Jahr ermittelte "WBA Trend Indikator" zeigt eine leichte Verbesserung von 15 auf 17 Punkte - verglichen mit 23 Ende des Vorjahres. "Insgesamt deutet die unwesentliche Steigerung der Geschäftsentwicklung in den kommenden 12 Monaten (...) wieder auf ein Jahr mit zirka zwei Prozent Wirtschaftswachstum", heißt es im WBA. In Summe erwarten die Unternehmen für das kommende Jahr ein leicht höheres Wachstum als 2005.

Hinter den Erwartungen

Eine Reihe von Gründen ist dafür verantwortlich, dass das Jahr 2005 hinter den Erwartungen zurück blieb: Die positiven Impulse waren zu schwach, die positiven Auswirkungen der Anfang 2005 eingeführten Steuerreform sowie Zukunftsinvestitionen würden nur langsam und "mit Verzögerung von mindestens einem Wirtschaftsjahr richtig spürbar". In der Zwischenzeit hätten die Belastungen der vergangenen zwölf Monate - Stürme und Hochwasser, Vogelgrippealarm, hohe Energie- und Rohstoffpreise, unerwartet hohe Inflation und Arbeitslosigkeit sowie ein deutlich verzögerter Konjunkturaufschwung - die positiven Effekte weitgehend egalisiert.

21 Prozent der befragten Unternehmen erwarten eine Verbesserung der Situation, 18 Prozent eine Verschlechterung, 60 Prozent rechnen mit einer gleich bleibenden Entwicklung. Damit liegt die Erwartung mit einem Saldo von 3 Prozentpunkten merklich über dem aktuellen Saldo von -8, der sich aus 18 Prozent Verbesserung und 26 Prozent schlechterer Einschätzung zusammensetzt, wie aus dem WBA hervorgeht.

Angesichts einer sich nur langsam belebenden Inlandsnachfrage bleibt Export weiter die tragende Säule des Wachstums. Ein Viertel der Betriebe sah 2005 eine schwächere Umsatzentwicklung als 2004, auch insgesamt liegen die Umsatzerwartungen unter dem langjährigen Durchschnitt. Erstmals seit Herbst 2003 wird eine leichte Verbesserung der Inlandsumsätze erwartet. Allerdings dürften sich Investitionen und Beschäftigung - maßgebliche Schlüsselfaktoren - schwächer entwickeln, so die Erwartung. Ein hoher Anteil gleich bleibender Antworten weist laut WKÖ auf relativ hohe Unsicherheit hin.

Öl- und Energiepreise

Diese Situation ist maßgeblich durch hohe Öl- und Energiepreise beeinflusst: Aus diesem Grund verzichtete laut Befragung jedes fünfte Unternehmen auf geplante Aufstockungen des Personalstandes, jeder vierte Betrieb nahm geplante Investitionen (vorerst) nicht vor. 60 Prozent der Unternehmen sehen sich mit geringerem finanziellen Spielraum für Lohn- und Gehaltserhöhungen konfrontiert.

Als das Wachstum stimulierende Initiativen fordert Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl Investitionsanreize für Unternehmen und die steuerliche Entlastung insbesondere von Klein- und Mittelbetrieben (KMU). Investitionen mit hoher inländischer Wertschöpfung und positiven Arbeitsmarkteffekten - etwa in thermische Sanierung, Umwelt oder effizientere Energienutzung - sollten im Zug einer "Investitionszuwachsprämie (IZP) neu" forciert werden. Für Einnahmen-Ausgaben-Rechner sollten Verlustvorträge absetzbar werden, zudem müsse ein Äquivalent zur steuerlichen Begünstigung nicht entnommener Gewinne auch bei Kleinstbetrieben geschaffen werden, etwa durch einen Halbsteuersatz für getätigte Investitionen in Anlagevermögen. (APA)