Wien/Graz - Die Steiermark will unter der neuen SPÖ-Bildungslandesrätin Bettina Vollath die Studiengebühren - zumindest im eigenverantwortlichen Fachhochschulbereich - abschaffen. Das kündigte Vollath am Donnerstag an. Dies könnte einen neuen FH-Boom auslösen, was dem Chef der steirischen FH Joanneum, Markus Tomaschitz, allerdings auch Sorgen bereitet. Tomaschitz befürchtet, "dass wir demnächst die ersten arbeitslosen Fachhochschulabsolventen auf der Straße haben werden".

Die Entwicklung der österreichischen Fachhochschulen verlaufe nämlich keineswegs wie geplant und schon gar nicht marktkonform. Technische Lehrgänge, also jene mit den besten Jobaussichten, würden zunehmend gemieden. Humanfächer wie Wellness, Soziales, Marketing oder Gesundheit werden hingegen "überrannt". Hier aber fehlten die Jobs.

Österreichs Fachhochschulen leiden aber noch an einem ganz anderen, bisher eher unbeachteten Manko. FH-Absolventen gelten - obwohl mit Magister/Magistra-Titel oder Dipl. Ing. (FH) ausgestattet - weitgehend als Akademiker zweiter Klasse. Sie werden im öffentlichen Dienst nur als B-Beamte, also Maturanten eingestuft. Ihnen bleibt etwa auch eine Diplomatenkarriere versperrt. Der Besuch der Diplomatischen Akademie ist zwar möglich, die anschließende Aufnahme in den Diplomatischen Dienst aber nur mit abgeschlossenem Universitätsstudium möglich.

Im Bundeskanzleramt wird auf Anfrage des STANDARD bestätigt, dass FH-Magistra oder FH-Magister auch im Bundesdienst nur Anspruch auf einen B-Posten hätten, allerdings bekämen diese eine Aufzahlung, die aber nicht "Uni-Höhe" erreiche. Ähnlich verfährt das Land Niederösterreich. In Wien firmieren "FHler" ebenso nur als minderdotierte B-Beamte. Topjobs im öffentlichen Dienst bleiben FH-Abgängern auch deswegen oft versperrt, weil meist ein Jus- studium verlangt wird.

Zumindest in der Privatwirtschaft, in Unternehmen, die ja von der praxisorientierten FH-Ausbildung profitieren, seien FH-Absolventen mit Uni-Akademikern pekuniär gleichgestellt, sagt Sylvia Grote vom Personalberatungsunternehmen Hill. (DER STANDARD, Printausgabe, 11.11.2005)