Belgrad - Der Außenminister von Serbien-Montenegro, Vuk Draskovic, hat an seine Landsleute appelliert, in der Kosovo-Frage Realitätssinn aufzubringen. Bei den bevorstehenden Verhandlungen über den künftigen Status der von der UNO verwalteten südserbischen Provinz müsse Belgrad nur "das fordern, worauf man nicht verzichten" könne, nämlich insbesondere internationale Garantien für einen vollen Schutz der Serben und sonstigen Nicht-Albaner.

Draskovic kritisierte gegenüber der Belgrader Tageszeitung "Blic" die Position serbischer Oppositionspolitiker, die auf Wahrung der Souveränität Serbiens über das Kosovo beharren. "Was für eine Souveränität hat Serbien denn im Kosovo seit dem 10. Juni 1999 nach seiner Kapitulation im Krieg, welchen es ausgelöst und verloren hat?", fragte er.

"Das, was wir nicht dürfen und nicht brauchen, wären Forderungen Serbiens, Gewalt über die Albaner im Kosovo zu haben. Sie sollen ihr Leben nach ihrem eigenen Willen gestalten, und wir werden ihren Willen respektieren", sagte Draskovic. Der Ultranationalist Tomislav Nikolic hatte sich am Montag dafür stark gemacht, das Kosovo, wenn notwendig, auch militärisch zu verteidigen. Eine sofortige Absage erhielt er vom serbischen Präsidenten Boris Tadic.

Der Außenminister bezeichnete gegenüber "Blic" den einstigen Plan der Staatengemeinschaft für die Lösung der Krajina-Frage in Kroatien, den so genannten Z-4-Plan aus dem Jahr 1995, als denkbares Lösungsmodell auch für das Kosovo und zog sogar Parallelen zwischen Serbien und China: "Taiwan hat keine internationale Unabhängigkeit, es ist ein Bestandteil Chinas, wenngleich China keine Gewalt über Taiwan hat", so Draskovic. (APA)