Salzburg – Wenn sich am Freitag kurz nach neun Uhr die Brandkatastrophe im Seilbahnstollen auf das Kitzsteinhorn zum fünften Mal jährt, wird es diesmal keine offizielle Gedenkfeier geben. Mit der Einweihung der Gedenkstätte am 11. November vergangenes Jahr sei so etwas wie ein Schlusspunkt gesetzt worden, heißt es vonseiten der Gletscherbahnen Kaprun.

Lift in Betrieb

Dementsprechend wird am Freitag auch der Liftbetrieb nicht unterbrochen, wie das in den vergangenen Jahren geschehen ist. Nur Angehörige und Freunde der 155 Opfer der größten Brandkatastrophe in der Geschichte der Zweiten Republik werden sich beim Denkmal an der Talstation der Unglücksbahn treffen. Am Abend ist in Kaprun ein Gottesdienst geplant.

Auch wenn die Erinnerung an das von einem defekten Heizlüfter ausgelöste Brandinferno im Stollen der Standseilbahn, vor dem sich nur zwölf Menschen lebend retten konnten, inzwischen Privatsache geworden ist: Das Unglück hat im offiziellen Österreich Spuren hinterlassen. So war Kaprun mit ein Auslöser für das neue Unternehmensstrafrecht, mit dem ab Jänner 2006 die strafrechtliche Verantwortung von Unternehmen mit Geldbußen bis zu 1,8 Millionen Euro kommt.

Beim Kaprun- Strafprozess hatte das Gericht ja alle 16 Beschuldigten freigesprochen. Ein Argument war, dass keinem ein individuelles Verschulden nachweisbar wäre, laut Strafgesetz aber nur Einzelpersonen und keine Firmen verurteilt werden könnten.

Causa nicht abgeschlossen

Mit der Bestätigung der Freisprüche durch das Berufungsgericht vergangenen September ist die Causa Kaprun längst noch nicht abgeschlossen. Am Salzburger Landesgericht sind über 90 Zivilklagen anhängig. Hinterbliebene verlangen Pensionen, Schmerzensgeld, Unterhaltszahlungen und Schadenersatz in der Höhe von rund 9,5 Millionen Euro. Derzeit ruhen alle diese Verfahren. Die Beteiligten warten ab, welche Ergebnisse die 2004 ins Leben gerufene Vermittlungskommission unter der Leitung von Nationalbankchef Klaus Liebscher bringt.

Ed Fagan klagt weiter

Auch Ed Fagan ist übrigens noch mit der Katastrophe befasst: Der US-Staranwalt hat mehrere Einzelklagen in New York eingebracht. Er will gegen beteiligte Firmen sowie die Republik Österreich und den Verbund vorgehen und klagt umgerechnet rund 1,1 Milliarden Euro ein. (neu, DER STANDARD Printausgabe, 10.11.2005)