Vollgesogen mit der Musik Weberns, Stockhausens, der Minimalisten LaMonte Young und Terry Riley, aber auch der indischen Hindustani-Schule und des Jazz, entwickelte Hassell schon vor 25 Jahren seine Vision einer klingenden Fourth World, in der Technologien und Traditionen aller Kontinente stimmig auf einen Nenner gebracht werden sollten. Resultat war und ist eine einzigartige Klangsprache, die in ihrer verhaltenen Ökonomie bis heute höchst farbenreich, in jedem Detail bedeutungsgeladen anmutet, wie man sich am Dienstag im Konzerthaus überzeugen konnte.
Ein erdiger Dub-Bass (Peter Freeman) stand da als Fundament im Raum, über dem sich Computertracks und archaische "analoge" Perkussion (Steve Shehan) zu faszinierenden Puls-Kontinuen verwoben und elektronische Sounds (Rick Cox) sowie erinnerungshaft abstrahierte Sample-Elemente zu Soundscapes zusammenfanden, die für manchen allein CD-würdig gewesen wären.
Doch Jon Hassell ist nicht nur geschmackssicherer Choreograf, er ist auch instrumentaler Stilist: In dunklem, warmem, zuweilen Harmonizer-gestütztem Ton ließ er seine lyrische Trompete durch die entschleunigten Klangtableaus mäandern, gleich einer von Pausen durchbrochenen "endlosen Melodie".