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Gabi Burgstaller ist derzeit der Star unter den Landeshauptleuten.

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT
Mit Gaby Schaunig und Gabi Burgstaller verfügt die SPÖ erstmals über gleich zwei Spitzenpolitikerinnen neues Typs. Beide stammen nicht aus dem klassischen Apparat, sondern sind mediengewandte Karrieristinnen mit entspanntem Verhältnis zur Ideologie.

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Wien – Wenn sich Politikerinnen Geschenke machen, müssen es nicht immer Blumen sein. Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller überreichte ihrer Namensvetterin Gaby Schaunig im SPÖ-Parteipräsidium am Mittwoch ein Kinderbuch mit dem bezeichnendem Titel "Mädchen dürfen pfeifen, Buben dürfen weinen". Auch einen guten Rat hat Burgstaller parat: "Ich wünsche Dir eine so geeinte Partei wie in Salzburg."

Gabi Burgstaller (42) weiß, wovon sie spricht: Seit sie im März 2004 die konservative Hochburg Salzburg "umdrehte", ist sie der unangefochtene Star unter den roten Landeshauptleuten. Die frisch gekürte Kärntner SPÖ-Chefin Gaby Schaunig (40) muss sich hingegen erst bewähren. Wie Burgstaller will auch sie als zielstrebige, frische Angreiferin einem alternden, eitlen Landesfürsten den Thron entreißen. Anders als Burgstaller (42) muss Schaunig (40) aber noch die Partei hinter sich versammeln – keine leichte Aufgabe in der traditionell zerstrittenen Kärntner Altherrenpartei.

Fürs erste setzt die eine Gaby/i auf die Erfolgsmasche der anderen: Der Vorname wird jovial verkürzt, im Kleiderschrank dominiert selbstbewusstes Rot, ihre Sprache ist pointiert und lebensnah, das Auftreten mediengewandt. "Beide sprechen eine jüngere, weibliche Zielgruppe an", ist sich der Politologe Hubert Sickinger sicher. "Sie repräsentieren eben einen alternativen Politikertypus und einen frischen Stil fern von Apparatschik-Kasterln", hofft SPÖ- Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos.

Biografische Parallelen

Die beiden "roten Gabis" sind jedenfalls Vertreterinnen einer neuen Politikergeneration. Im Gegensatz zum üblichen männlichen Karrieremuster ihrer Kollegen ersparten sie sich die klassische Ochsentour durch die Vorfeldorganisationen und landeten ohne Umwege gleich als "Teilquereinsteigerinnen" (Sickinger) in der politischen Oberliga.

Eine Sprung, der nur gelang, weil beide erstens einflussreiche Mentoren hatten – bei Burgstaller war es der ehemalige Salzburger Landesparteichef Gerhard Buchleitner, bei Schaunig der Villacher Bürgermeister Helmut Manzenreiter – und zweitens jenes telegene Charisma, das vielen ihrer Konkurrenten aus dem Parteiapparat fehlt. Sowohl Burgstaller wie Schaunig führen die Beliebtheitstabellen in ihren Bundesländern unangefochten an.

Auch die biografischen Parallelen sind verblüffend: Burgstaller wie Schaunig sind Juristinnen, beide starteten ihrer Karriere in der Arbeiterkammer, Burgstaller in Salzburg als Wohnrechts-, Schaunig in Kärnten als Mietrechtsexpertin. Bei einem gemeinsamen Fortbildungsseminar lernte man sich kennen: Burgstaller: "Sie fiel mir als kompetente, moderne Frau sofort auf."

Beiden blieb der Karriereweg über die rote Frauenschiene allerdings verwehrt. Burgstaller wurde von den roten Sozialdemokratinnen, wie sie selber sagt, "in den Anfangsjahren eher abgelehnt", Schaunig verlor den parteiinternen Kampf um das Amt der Kärntner SPÖ-Frauenchefin. "Teilorganisationen akzeptieren eben eher Leute, die aus den eigenen Reihen kommen. Die anderen sind ihnen suspekt", erklärt Parteichef Alfred Gusenbauer.

SPÖ-Präsidiumsmitglied Caspar Einem ortet bei den beiden auch innerparteilich einen anderen Stil: "Die beiden stehen nicht in Konkurrenz zueinander." "Es gibt eine tragfähige Achse", bestätigt auch Burgstaller, "wir waren schon bisher in regelmäßigen Kontakt und werden uns jetzt noch mehr zusammentun."

Freilich kämpfen beide auch bundespolitisch auf gut voneinander abgesteckten Feldern: Schaunig leitet das rote Kompetenzteam Soziales, Burgstaller den Bereich Gesundheit. Beide haben bereits öffentlich versprochen, in ihrem jeweiligen Bundesland zu bleiben. "Somit können sie auch Gusenbauer nicht gefährlich werden", gibt ein hochrangiger Genosse zu bedenken.

Der freut sich jedenfalls über sein neues rotes Damen- Tandem. Die beiden werden "echte Assets" im Nationalratswahlkampf sein, hofft er. Er hatte für Schaunigs ersten offiziellen Auftritt als Kärntner SPÖ-Chefin im SPÖ-Präsidium am Mittwoch– altmodisch-galant – einen opulenten Blumenstrauß vorbereitet. (Barbara Tóth, DER STANDARD, Print, 9.11.2005)