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Einer der Festgenommenen in seiner Zelle.

Foto: REUTERS/New South Wales Police
Hunderte Polizisten und Beamte des australischen Inlandgeheimdienstes Asio stürmten Anfang November in den frühen Morgenstunden in Sydney und Melbourne mehr als zwanzig Häuser und nahmen 16 mutmaßliche Terroristen fest. Wie die Behörden meinten, sei es gelungen, einen "groß angelegten Terrorangriff" zu verhindern, der "zu einer katastrophalen Situation" hätte führen können. Während einer Schießerei mit der Polizei in Sydney wurde einer der Verdächtigen lebensgefährlich verletzt.

Bei den Festgenommenen handelt es sich Berichten zufolge um australische Staatsbürger und Personen mit Daueraufenthaltsrecht, unter ihnen der aus Algerien stammende muslimische Geistliche Abu Bakr. Er hatte sich erst jüngst im TV positiv zur Terrororganisation Al-Kaida von Osama Bin Laden geäußert. Laut Polizei hätten Beschuldigte den Bau einer Bombe vorbereitet. Australische Medien meldeten, bei Razzien seien Chemikalien beschlagnahmt worden, die sich zur Herstellung von Sprengkörpern verwenden lassen. Dieselben Stoffe seien am 7. Juli bei den Terroranschlägen in London benutzt worden.

Antiterroreinsatz

Die Polizeikommandantin des Bundesstaates Victoria, Christine Nixon, sprach vom bisher größten Antiterroreinsatz in Australien. Die Verdächtigen aus Melbourne wurden bereits Dienstagfrüh einem Haftrichter vorgeführt. Abu Bakr wird vorgeworfen, eine "terroristische Organisation" zu führen. Die anderen Festgenommenen werden der Mitgliedschaft beschuldigt.

Offenbar hatten die Behörden die Verdächtigen schon seit längerem unter Beobachtung. In abgehörten Telefongesprächen hätten sich einige für einen "Heiligen Krieg" gegen "Ungläubige" ausgesprochen. Ein Mann habe die Absicht geäußert, als Selbstmordattentäter sterben zu wollen. Es sei klar geworden, dass die Gruppe auch die Ermordung von Frauen und Kindern befürworte. Mögliche Terrorziele wurden von den Behörden nicht genannt. Experten glauben aber, dass weltbekannte Gebäude wie das Opernhaus in Sydney und die Hafenbrücke von Verdächtigen ausspioniert wurden.

Antiterrorgesetz

Die Aktion kommt nur wenige Tage, nachdem Premierminister John Howard erklärt hatte, es gebe gezielte Hinweise auf mögliche Anschläge. Danach verabschiedete das Parlament eine Anpassung des Antiterrorgesetzes, mit der die Festnahme von Verdächtigen erleichtert werden soll. Eine grundlegende Verschärfung der Gesetze steht dem Parlament aber noch bevor. Gegen die Maßnahmen, die viele Grundrechte massiv beschneiden würden, wehren sich kleinere Parteien. Nach den jüngsten Vorfällen dürften sie es allerdings schwer haben, gegen die Passage des Gesetzes zu argumentieren. (DER STANDARD, Printausgabe, 9. 11.2005)