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Strahlenmessung in Klina, Kosovo

Foto: APA /epa/
Rom - Neuer Alarm wegen des so genannten Balkan-Syndroms in Italien: Ein 24-jähriger Soldat, der in den vergangenen Jahren im Kosovo stationiert war, an einem Hodgkin-Lymphom gestorben, das von den Ärzten vier Monate nach Ende seines Einsatzes diagnostiziert worden war, wie italienische Medien am Dienstag berichteten.

Der Soldat sei das 45. italienische Opfer des so genannten Balkan-Syndroms, das mit den gesundheitsgefährdenden Effekten der schwach-radioaktiven Uran-Munition in Verbindung gebracht wird, berichtete Falco Accame, Präsident des Verbands der Familienangehörigen der am Balkan erkrankten italienischen Militärs. Die Uran-Munition wurde von den USA am Balkan und im Irak verwendet.

Der Turiner Staatsanwalt, Raffaele Guariniello, will weitere Untersuchungen über die rätselhafte Erkrankung italienischer Soldaten in die Wege leiten, die in den vergangenen Jahren an Balkan-Missionen teilgenommen haben. Diese Soldaten sind an unterschiedlichen Tumorformen erkrankt, berichtete eine vom italienischen Verteidigungsministerium eingesetzte Expertenkommission.

Vor allem die Rate an Hodgkin-Erkrankungen ist unter den Soldaten doppelt so hoch wie die der italienischen Bevölkerung. Insgesamt überprüft die Kommission den Zustand von 42.000 Soldaten im Alter zwischen 20 und 59 Jahren.

Teure Tests

Die Familienangehörigen bemängelten, dass wegen der hohen Kosten der ärztlichen Kontrollen bisher nur ein Drittel der 70.000 Soldaten untersucht worden sei, die fünf Jahre lang getestet werden sollen, weil sie der Krebs erregenden Strahlung der Uran-Munition ausgesetzt waren.

Die Tests müssen alle vier Monate durchgeführt werden und kosten jeweils bis zu 140 Euro. Daher würden sie vom Verteidigungsministerium nur schleppend durchgeführt, bemängelten die Familienangehörigen der Opfer.

Der Verband warnte vor der potenziellen Gefahr, der die italienischen Soldaten im Irak ausgesetzt sein könnten. Das US-Verteidigungsministerium erwiderte jedoch kürzlich, dass die US-Streitkräfte im Irak mit der Uran-Munition gespart hätten. Im Golfkrieg im Jahr 1991 waren 320 Tonnen Uran-Munition verwendet worden. Im Kosovo und in Bosnien waren es sogar 4.000 Tonnen. Genaue aktuelle Zahlen aus dem jüngsten Irak-Krieg liegen bisher nicht vor. (APA)