Pristina/Belgrad - Bewaffnete Albaner-Gruppen gibt es nun offenbar auch im Süden der seit 1999 von der UNO verwalteten und NATO militärisch kontrollierten Provinz Kosovo. Anfang Oktober wurden bereits auf dem Gebiet von Pec im Westen Kosovos schwer bewaffnete Gruppen registriert. Die in Pristina erscheinende albanisch-sprachige Tageszeitung "Koha Ditore" berichtete nun in ihrer Dienstag-Ausgabe, dass von bewaffnete Personen in Tarnuniformen am Sonntagabend "Verkehrskontrollen" in der Nähe des Dorfes Dubrava bei Kacanik im Süden der Provinz vorgenommen worden seien.

Augenzeugen zufolge habe es sich dabei um etwa 20 bewaffnete Personen gehandelt. Ein Polizeisprecher in Urosevac (albanisch: Ferizaj) bestätigte gegenüber dem Blatt, dass die Polizei darüber unterrichtet worden sei. Laut "Koha Ditore" dürfte es sich um einstige Angehörige der extremistischen albanischen "Befreiungsarmee des Kosovo" (UCK) handeln, die nach dem Kosovo-Krieg (1998/99) offiziell aufgelöst wurde.

Angehörige der bewaffneten Gruppen im Westen der Provinz hatten sich in einem Schreiben an die Polizei in Pec Anfang Oktober als "Armee für die Unabhängigkeit des Kosovo" (UPK) zu Erkennen gegeben und das Provinz-Parlament aufgefordert, die Unabhängigkeit des Kosovo zu verkünden. In einer E-Mail, das vergangene Woche mehreren Medien in Pristina zugesandt wurde, hatte die UPK mit Vergeltungsmaßnahmen gegen die Parlamentarier gedroht, sollte die Unabhängigkeit nicht proklamiert werden.

Das Auftauchen von bewaffneten Gruppen steht mit den bevorstehenden Gesprächen über den künftigen Status der Provinz unmittelbar in Zusammenhang. (APA)