Erheblich ruhiger war es vor allem im Großraum Paris, wo die Unruhen ihren Ausgang genommen hatten, und in Westfrankreich. Heikel war die Lage in manchen Städten Flanderns und bei Lyon. In Straßburg wurde ein deutsches Fernsehteam von Jugendlichen angegriffen, in Clichy bei Paris zwei italienische Journalisten.
Kindergarten angezündet
Wie in den Vornächten wurden wieder öffentliche Gebäude wie Schulen und Arbeitsämter mit Brandsätzen attackiert. In Vitry-sur-Seine bei Paris war ein Krankenhaus Ziel der Angreifer. In Toulouse entführten Vermummte einen Bus und zündeten ihn quer zur Fahrbahn zwischen zwei Hochhäusern an. Anschließend attackierten sie die anrückende Polizei mit Brandflaschen und Steinen. In Lille wurde in einem ruhigen Bürgerviertel ein Kindergarten angesteckt.
Angesichts der Gewaltwelle kündigte Premierminister Dominique de Villepin den Rückgriff auf das Notstandsgesetz aus dem Algerienkrieg an, um Ausgehverbote verhängen zu können. Die 8000 im Einsatz befindlichen Sicherheitskräfte würden um 1600 Reservisten der Polizei und Gendarmerie verstärkt. Zur langfristigen Lösung der Krise will Villepin vermehrt Jugendliche aus Problemvierteln fördern und Mittel zur Stadtsanierung bereitstellen.
Festnahmen nach Gewaltaufrufen im Internet
Erstmals gingen die Behörden auch gegen Gewaltaufrufe im Internet vor. Mehrere Jugendliche aus dem Großraum Paris und Marseille wurden festgenommen, weil sie auf offenen Internetseiten (blogs) eines Rocksenders zur Rebellion angestachelt hatten.
Die Opposition rief die Regierung auf, die Möglichkeit zur Verhängung von Ausgehverboten nicht zu missbrauchen. Der Vorsitzende der Sozialisten, Francois Hollande, kündigte an, seine Partei werde die korrekte Anwendung des Notstandsgesetzes überwachen. "Dieses Gesetz darf nicht überall angewendet werden, und es darf nicht von Dauer sein", sagte Hollande. Er bezeichnete de Villepins Vorschläge als vage und rief den Premierminister auf, stattdessen mehr für die Verbesserung der Lebensqualität in den Problemvierteln zu tun.