Wien/Frankfurt a. Main - "Ja, die FIFA hat den Verkauf von nicht alkoholfreiem Bier in den Stadien erlaubt, das ist seit einigen Monaten in den Sicherheitsrichtlinien für die WM 2006 verankert." Heinz Palme muss es wissen, der Steirer, einst Pressesprecher des Österreichischen Fußballbundes (ÖFB), ist schließlich Leiter des Projektmanagements für die Endrunde in Deutschland, die von 9. Juni bis 9. Juli ausgespielt wird.

In ihren eigenen Sicherheitsrichtlinien, der "Standard" berichtete, hat die FIFA eigentlich ein Alkoholverbot für Bewerbsspiele verankert. "Aber", so Palme, "der Weltverband ist da bei Weitem nicht so restriktiv wie der europäische Verband." Tatsächlich, schon bei der WM-Endrunde 2002 in Japan und Südkorea durften sich die Fans im Stadion am Gerstensaft laben, wenn auch nur an je einem Becher pro Spiel. In Deutschland wird üppiger ausgeschenkt werden, sofern das jeweilige Spiel nicht als besonders risikoreich eingestuft wird. Palme fürchtet keine Probleme mit zu lustigen Fans, "weil sich das Publikum ja nicht im Stadion betrinkt". Jene, die das vor den Spielen außerhalb der Stadien tun und dementsprechend auffällig sind, dürften an den bis zu 300 Kontrollstellen vor den Stadien hängen bleiben. An Alkotests für Fans ist laut Palme nicht gedacht.

Zweierlei Maß

Palmes Aussagen freuten Alfred Ludwig, den Generalsekretär des ÖFB. Zwar seien FIFA-Vorschriften nicht unbedingt das Bier der UEFA, "aber mit der Handhabung des Problems bei der WM könnte sehr wohl ein Präzedenzfall für die EURO geschaffen werden". Derzeit gilt, dass es 2008 in den EM-Stadien Österreichs und der Schweiz nur alkoholfreies Bier geben wird. Auch die EM 2004 in Portugal blieb trocken. Ludwig hätte nichts gegen maßvollen Konsum von härterem Stoff im Stadion, "natürlich nur ganz normales Bier, das ist die letzte Grenze".

Dass ein Antrag des ÖFB, während des WM-Qualifikationsspiels gegen Aserbaidschan im Herbst des Vorjahres die Fans mit normalem Bier beglücken zu dürfen, von der FIFA noch abgeschmettert worden war, ist Ludwig angesichts der Ausnahmegenehmigung für die WM jedenfalls nicht mehr ganz einsichtig. (Sigi Lützow - DER STANDARD PRINTAUSGABE 8.11. 2005)