In dieser Wahlnacht in der früheren Sowjetrepublik Aserbaidschan wird allerdings nicht überall einfach gerechnet - erst recht nicht im Wahlkreis von Ali Kerimli, dem Chef der Volksfrontpartei. In mindestens ein Dutzend Wahlbüros stürmte die Polizei, als ruchbar wurde, dass der Oppositionsführer ein Parlamentsmandat gewinnen könnte.
Mitglieder der Wahlkommission in Kerimlis Wahlkreis im Stadtteil Surahane wurden von der Polizei kurzerhand in den Schulgebäuden, wo die Stimmen abgegeben worden waren, eingesperrt; die Stimmzettel verschwanden, zurück blieben Stimmprotokolle, die kein Wahlkommissionsleiter unterzeichnen wollte. Montagvormittag verkündet das Fernsehen schon ein neues Ergebnis: Kerimli scheitert bei den Parlamentswahlen, den Wahlkreis gewinnt Ali Garahanow, von der regierenden Neuen Aserbaidschan-Partei (YAP).
Das Urteil der Wahlbeobachter von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) fällt scharf aus, denn die offenkundigen Verstöße sind bei weitem nicht auf den Wahlkreis des Oppositionschef beschränkt. 3000 "Vorkommnisse" hätten die OSZE-Mitarbeiter landesweit aus Wahllokalen gemeldet, berichtet am Montag der deutsche Diplomat Geert Ahrens, der die Beobachtungsmission leitet.
"Die gestrigen Wahlen erfüllten nicht eine Reihe von Verpflichtungen gegenüber der OSZE und Standards des Europarats", erklärt deutlicher der US-Kongressabgeordnete und Präsident des OSZE-Parlaments, Alcee Hastings. An dieser Stelle der Pressekonferenz in Bakus Hyatt-Hotel applaudieren die aserbaidschanischen Journalisten und die internationalen Wahlbeobachter, denn die Frustration ist groß. Die von den USA finanzierten Nachwahlbefragungen erwiesen sich zudem als Flop: In den Wahlkreisen der Oppositionschefs wurden sie interessanterweise nicht angestellt; anderswo zögerten die Wähler, sich zu beteiligen.
Demonstrationen