Der Software-Hersteller Adobe Systems sieht den Plänen von Microsoft zur Unterstützung von Adobes Dateiformat PDF gelassen entgegen. "Großartig, dass selbst Microsoft erkannt hat, dass PDF zu einem weltweiten Standard geworden ist", sagte Adobe-Chef Bruce Chizen der Nachrichtenagentur dpa.

Office 12

Microsoft will in seinem neuen Office-Paket mit dem Arbeitstitel "Office 12" künftig eine Funktion anbieten, mit der sich Dokumente im PDF-Format erzeugen lassen. Bislang vertreibt fast ausschließlich Adobe selbst entsprechende Anwendungen.

Keine Bedrohung

"Microsoft sehen wir in diesem Kontext derzeit nicht als Bedrohung", sagte Chizen. Adobe fühle sich im Gegenteil in seiner Strategie bestätigt. "Je mehr PDF-Dateien im Umlauf sind, desto mehr Acrobat- und Lifecycle-Serverprodukte können wir verkaufen." Das Dateiformat PDF (Portable Document Format) wurde vor mehr als einem Jahrzehnt von Adobe entwickelt. PDF-Dokumente werden unabhängig vom verwendeten Betriebssystem oder Endgerät in der ursprünglichen Form dargestellt. Zum Erstellen der Dokumente ist in der Regel kostenpflichtige Software nötig.

Metro

Microsoft fordert derzeit mit einer ganzen Reihe von Software-Ankündigungen den Grafiksoftware-Hersteller heraus. So will das Unternehmen mit einer neuen Software für Grafik und Web-Design mit dem Namen "Expression" im angestammten Bereich von Adobe "wildern". Einen weiteren Angriff sehen Beobachter auch in der geplanten Seitenbeschreibungssprache Metro, die Microsoft in sein nächstes Betriebssystem Windows Vista integrieren will. Sie soll sich wie PDF geräteunabhängig als Quasi-Standard durchsetzen.

"Wir werden da flexibel sein."

Microsofts Unterstützung des PDF-Formats schreckt das Unternehmen Chizen zufolge dagegen nicht. Wer einfach nur ein PDF-Dokument erstellen wolle, könne das auch auf der Website des Unternehmens gegen eine Gebühr tun. "Wir haben derzeit 15 000 Kunden für dieses Angebot und machen damit mehr als eine Million US-Dollar Umsatz." Es sei auch vorstellbar, dass Adobe bei entsprechender Nachfrage mehr Funktionen seiner Software als Online-Dienste anbietet. "Wir werden da flexibel sein."

Probleme

Der Verkauf von Softwarelizenzen werde aber aus seiner Sicht nicht durch solche Angebote abgelöst. "Es ist eine tolle Alternative, aber der Kunde muss das auch wollen." Er habe aber "große Probleme sich vorzustellen", dass ein Profi-Fotograf seine Bilder freiwillig über das Internet bearbeitet. Manche Kunden wollten einfach nur einmal bezahlen und dafür die komplette Anwendung erwerben.

Ein weiterer Grund, warum Chizen Microsofts neues Offices nicht fürchtet, sei der Erfolg des kostenlosen Bürosoftwarepakets OpenOffice. "Sobald Anwendungen wie OpenOffice gut genug für den breiten Einsatz sind, wird es interessant», sagte Chizen. «Dann brauchen Sie Microsoft Office vielleicht nicht mehr." (APA/dpa)