Navigationssysteme fürs Handy gibt es bereits von unterschiedlichen Anbietern.

Bild: Hersteller
Bevor Sie demnächst Ihr Handy zu einem banalen Fernseher umfunktionieren, was Hersteller als den nächsten Megatrend verkaufen, gibt es noch eine andere wegweisende Verwendung: den Einsatz als leicht greifbares Navigationssystem.

Drei Alternativen bieten sich zum fix installierten (teuren) Navigationssystem im Auto an: organizerartige "Personal Navigation Assistants", Navigationszusätze für Palm- oder Windows-Organizer und fürs Handy.

Zwei Philosophien

Das Handy aufzurüsten ist eine einfache und relativ billige Lösung, wenn man nur gelegentlich einen Wegweiser braucht. Zunächst muss man sich für eine von zwei Philosophien entscheiden: Navigation, die ausschließlich auf dem Handy erfolgt (durch ein entsprechendes Programm und Karten), oder Navigation im Zusammenspiel zwischen Handy und Funknetz. Verwirrenderweise nennt man Letztere Offboard-Systeme, weil die "Arbeit" nicht am Handy stattfindet (das aber ständig online sein muss) - Nur-Handy-Lösungen heißen "Onboard"-Systeme.

GPS-Empfänger

Bei beiden wird das Handy durch einen kleinen GPS-Empfänger ergänzt, der, über Bluetooth mit dem Handy verbunden, die Position des Benutzers meldet. Fast immer wird der notwendige GPS-Empfänger mit Programm bzw. Karten gemeinsam verkauft.

Offboard-Systeme

Der Vorteil von Offboard-Systemen, die in Österreich von Mobilkom A1 und Hutchison 3 angeboten werden, ist die Verbindung zum Netz: Dadurch ist einerseits immer das jüngste (und auch umfangreichste) Kartenmaterial zur Hand, andererseits können Verkehrsinformationen (Straßenzustand, Staumeldungen) zugesteuert werden - soweit sie überhaupt verfügbar sind. Der Nachteil ist - die notwendige Onlineverbindung: Sie verursacht laufende Kosten (bei A1 monatlich fünf Euro, Ausland extra), versagt in Funklöchern und ist im Ausland von technischen Macken nicht frei. Wenn man die vorgegebene Route verlässt dauern Neuberechnungen über das Netz länger.

Onboard-Systeme

Onboard-Systeme haben hingegen den Vorteil, dass die Routenberechnungen sehr schnell am Handy erfolgen und auch bei Wegänderungen schnell aktualisiert werden, und dass keine laufenden Kosten entstehen. Das Einstiegspaket des finnischen Herstellers Navicore kostet 299 Euro für GPS-Maus, Programm und Basiskarten (Österreich und angrenzende Alpenregion); Kosten verursachen dagegen weitere Karten, die derzeit obendrein auf "Westeuropa" (die EU-15) begrenzt sind, und, bei intensiver Benutzung, Speichererweiterungen für das Handy. Navicore (vergleichbare Produkte gibt es unter anderem von Route 66 und TomTom) zeichnet sich durch eine sehr klare, gute Darstellung am Display sowie in der Sprachausgabe aus. Radfahrer und Öffi-Benutzer sind hingegen (wie bei den meisten Systemen) Reisende zweiter Klasse.

Smartphones

Nicht jedes Handy ist navigationstauglich - die meisten Systeme gibt es für Symbian-Smartphones (wie Nokia 6680 oder Communicator, Sony Ericsson P910). Die Kosten hängen davon ab, ob man in ein neues Handy investieren muss - bei den Betreiberangeboten wiederum davon, ob man einen neuen Vertrag abschließt oder nicht. (Der Standard Printausgabe, 5./6. 11. 2005, Helmut Spudich)