Berlin - Der Fraktionschef der oppositionellen
Sozialisten (PS) in der französischen Nationalversammlung und
Bürgermeister von Nantes, Jean-Marc Ayrault, hat der
bürgerlich-konservativen Regierung unter Staatspräsident Jacques
Chirac und Premierminister Dominique de Villepin Mitschuld an den
schweren Vorstadt-Krawallen gegeben. Die französische Regierung habe
in den vergangenen drei Jahren die Problemviertel vernachlässigt,
sagte Ayrault am Samstag im Deutschlandradio Kultur. Einen möglichen
Rücktritt von Innenminister Nicolas Sarkozy, dem Chef der
Regierungspartei UMP, als Reaktion auf die Unruhen bezeichnete er
jedoch als "zu einfach".
Schule, Arbeit,
Ausbildung und Wohnsituation
"2002 hat Chirac die Wahl mit den Themen Gewalt und Sicherheit
gewonnen. Aber er hat das Problem nicht gelöst", kritisierte der
Oppositionspolitiker. Allerdings lasse sich das Problem nicht allein
mit Polizei und Justiz bewältigen. Vielmehr seien Schule, Arbeit,
Ausbildung und Wohnsituation die dringendsten Probleme in den
Vororten großer Städte. Hier lebten vor allem Menschen mit
Migrations-Hintergrund zu dicht gedrängt.
Die Linksopposition hat unter dem Eindruck der anhaltenden Gewalt
eine Dringlichkeitsdebatte im Parlament gefordert. Dabei solle "die
ganze Wahrheit über die Zustände in den Problemvierteln" gesagt
werden, sagte Parteisprecher Julien Dray. Er forderte die Regierung
auf, eine neue Politik zu entwickeln, "die das Übel der sozialen Not
in den benachteiligten Vierteln an der Wurzel anpackt". (APA/dpa)