Wien - Der umstrittene Ex-FPÖ-Bundesrat John Gudenus nahm in der Bundesratssitzung am Freitag seinen Hut und hielt eine Abschiedsrede. Als Gudenus an das Rednerpult trat, verließ die Grüne Fraktion geschlossen den Sitzungssaal, die meisten sozialdemokratischen Bundesräte folgten ihnen. Wirtschaftsminister Martin Bartenstein hörte hingegen der Rede zu. "Ich wünsche allen unbeschadet mancher Animositäten Glück und Gesundheit und einen vollen Einsatz für die Republik Österreich. Es lebe die Republik Österreich", schloss Gudenus seine Rede mit brüchiger Stimme.

Beim letzten Tagungsordnungspunkt zum Bericht des Wirtschaftsministerium zum EU-Arbeitsprogramm 2005 hat sich Gudenus zu einem Redebeitrag gemeldet. Es sei seine letzte Rede hier im Hohen Haus, begann Gudenus und merkte an, dass er zwar keine Tränen in den Augen habe, aber Tränen im Herzen. Diese Tränen galten aber den derzeit rund 290.000 Arbeitslosen in Österreich.

Gudenus forderte die Bundesräte auf, mehr dem Gewissen zu folgen und nicht nur den Vorgaben der Klubs und Parteien. "Wenn ich mich heute verabschiede, weiß ich, dass sie es oft nicht leicht mit mir hatten, aber ich hatte es auch nicht mit allen von Ihnen immer leicht".

Zum Abschluss seiner parlamentarischen Tätigkeit sei er auf eines besonders stolz, nämlich dass er gegen das "Machwerk EU-Verfassung" gestimmt habe. Gudenus setzte dann zu einem skurrilen Vergleich an: Die EU-Verfassung sei mit über 68.000 Wörtern eine der längsten weltweit, lediglich die Verfassungen von Zimbabwe mit über 77.000 und Kenias mit rund 74.000 Wörtern seien länger.

Zu seiner weiteren Zukunft wollte Gudenus im Gespräch mit der APA nicht viel sagen, auch nicht zu dem laufenden Vorerhebungen wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das NS-Verbotsgesetz. Er werde nun in Pension gehen. Unerfreulich ist für ihn nun eines: "Ich habe begonnen mit drei Kollegen und ich höre zu dritt auf. Zwischendurch waren wir 15." Gudenus beklagte sich auch über die "miserable Stimmung" im freiheitlichen Klub, besonders bei den BZÖ-Abgeordneten. "Es ist keine Freude, die eigene Leich zu begleiten. Die haben alle auf das falsche Pferd gesetzt". Das richtige Pferd ist für den scheidenden Bundesrat Heinz Christian Strache (F): "Was Strache in Wien zu Stande gebracht hat, ist fast ein Wunder."

Der Rede folgte auch Gudenus Sohn, Johann, der Vorsitzende des Ringes Freiheitlicher Jugend (RFJ). Es war die letzte Sitzung von FP-Fraktionsführer Peter Böhm und John Gudenus, da sich der Wiener Landtag dem Vernehmen nach bereits am 18. November - und nicht erst am 2. Dezember - konstituiert und die beiden Mandatare somit nicht mehr in der Länderkammer sein werden. (APA)