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Männer bei der Hausarbeit: Dieses Symbolbild gehört aber nicht zu den aktuellen Sujets des Frauenministeriums.
Foto: APA/dpa/Roland Weihrauch
Wien - Das Frauenministerium präsentierte Donnerstagabend seine neue Infokampagne. Ministerin Maria Rauch-Kallat (V) will einerseits vor allem bei Männern Bewusstsein für die ungleiche Aufteilung von Haushaltsarbeit und Kinderbetreuung schaffen, andererseits den Frauen Mut machen, den Beitrag der Männer auch einzufordern. Die Kampagne basiert grundsätzlich auf drei Sujets mit dem durchgängigen Slogan "Man(n) glaubt es kaum. Frau braucht Zeit und Raum."

"Du bist dran"

Die Sujets beziehen sich auf Haushaltstätigkeiten: Ein Sujet auf Plakaten, Inseraten und Freecards zeigt ein mit dem Bügeleisen verbranntes Hemd mit der Ansage "...morgen brenn ich durch". Auf einem anderen prangt ein überquellender Wäschekorb - mit der Aufforderung "Du bist dran!". Das dritte erklärt das "Hotel Mama" für "vorübergehend geschlossen".

Ergänzend dazu wurden post-its entwickelt, die man im Haushalt anbringen kann, erklärte die Ministerin. Beispielsweise auf einen leeren Kühlschrank: "Gut, aber aus". Oder bei einem übervollen Mühleimer: "Trag' mich runter". Zusätzlich sind zwei Radiospots Teil der Kampagne. Außerdem wird an Kooperationen mit Handelsfirmen gedacht, um auch Tragtaschen mit den Sujets zu organisieren. Die Kosten würden sich auf rund 300.000 Euro belaufen.

Unfaire Aufteilung der Hausarbeit

Die Aufteilung der Arbeit im Haushalt und bei der Kinderbetreuung sei zwischen den Geschlechtern nach wie vor nicht fair: Aktuelle Umfragedaten würden sie auf den Boden der Realität zurückholen, räumte die Ressortchefin bei der Präsentation im Club Alpha ein. Laut Mikrozensus 2002 verbringen Frauen 62 Prozent ihrer Arbeitszeit mit Haushalt und Kinderbetreuung, nur 38 Prozent für Erwerbsarbeit. Die Männer hingegen würden rund 21 Prozent für Haushalt und Kinder aufwenden, 79 Prozent aber für ihren bezahlten Job. Solange dies so sei, würde eine höhere Frauenbeschäftigung immer eine Illusion bleiben, ebenso könne u.a. auch deshalb keine Gleichstellung am Arbeitsmarkt erreicht werden, meinte die Ministerin.

"Halbe-Halbe"-Aktion

Konkret knüpfe die Kampagne deshalb auch bei der heftigst diskutierten "Halbe-Halbe-Aktion" von Frauenministerin Helga Konrad (S) an. Auch jetzt werde wieder der "Zweikampf vor dem Spülkasten, vor dem Bügelbrett" thematisiert, schilderte Rauch-Kallat.

Rauch-Kallat ging auch noch einmal auf die Diskussion rund um ihren Vorschlag zu einer Änderung des Textes der österreichischen Bundeshymne ein, nämlich die "großen Töchter Österreichs" nicht mehr unerwähnt zu lassen. Sie bekrittelte die "Verlogenheit der öffentlichen Berichterstattung", da in vielen Medien gefragt worden sei, ob es denn nicht wichtigere frauenpolitische Probleme gebe, andererseits der Diskussion eine "Topmeldung auf Seite 1" eingeräumt wurde. Für andere wichtige, frauenpolitischen Anliegen hätten die Medien allerdings oft nur einen Einspalter, einen Einzeiler zur Verfügung, ärgerte sich Rauch-Kallat.

Projekt nicht beendet

Der Weg des einstimmigen Ministerratsbeschlusses über eine Änderung des Textes sei nicht mehr möglich, aber trotzdem sei das Projekt nicht beendet, erklärte die Ministerin auf Anfrage. Solange sich Frauen durch den Text diskriminiert fühlen - Rauch-Kallat nannte Sportlerinnen als Beispiel - würde sie sich als Frauenministerin für eine Änderung einsetzen. Die Ministerin sucht nun einen anderen gesetzlichen Weg, möglicherweise mit einer einfachen Mehrheit im Parlament. Sie habe allerdings kein Interesse an einer Diskussion wie die zuletzt geführte, die auf eine "sehr diffamierende Art und Weise" stattgefunden habe. "Mir geht es um eine schlichte Änderung. Das 'bist Du' soll durch 'Töchter' ersetzt werden", hielt Rauch-Kallat noch mal fest.

SPÖ wirft Rauch-Kallat Alibiaktion vor

Die neue Frauenkampagne wird von der SPÖ als Alibiaktion kritisiert. SPÖ-Bundesfrauengeschäftsführerin Bettina Stadlbauer meinte in einer Aussendung am Freitag, Rauch-Kallat sei selbst politisch für das verantwortlich, was sie nun bejammere.

Immerhin hätten ÖVP und Rauch-Kallat jahrelang suggeriert, dass kein Handlungsbedarf in der Frauenpolitik bestehe. "Wenn die SPÖ die Finger auf die Wunde legte und die Benachteiligungen der Frauen im familiären Bereich aufzeigte, hat es von Seiten der Regierungsparteien geheißen, wir würden bloß alles krankjammern".

Heftig verwehrte sich Stadlbauer gegen den Vergleich mit der "Halbe-Halbe-Kampagne" der früheren SPÖ-Frauenministerin Helga Konrad. "Das ist eben der große Unterschied zu der Alibi-Kampagne von Rauch-Kallat: Konrad hatte ihre 'Halbe-Halbe-Aktion' mit konkreten politischen Forderungen und Inhalten, nämlich der rechtlichen Festschreibung der partnerschaftlichen Arbeitsteilung und der damit verbundenen Konsequenzen im Eherecht, verbunden." Eben das sei bei der Kampagne von Rauch-Kallat nicht der Fall. "Was Frauen brauchen, sind rechtliche Maßnahmen, die ihre Situation verbessern. Das wäre die Aufgabe der Frauenministerin. Anstatt sich hier, in ihrem ureigensten Aufgabengebiet zu betätigen, werden substanzlose Kampagnen in die Welt gesetzt - Schade um die 300.000 Euro, die das kostet", meinte Stadlbauer.

Grüne sehen Bedürfnisse der Frauen verfehlt

Für die Grünen geht die Kampagne von Rauch-Kallat zielsicher an den Bedürfnissen der Frauen vorbei. "Frauen sind deutlich häufiger von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen als Männer, auch die Einkommensschere ist noch weiter aufgegangen. Die Rahmenbedingungen für Frauen haben sich seit dem Amtsantritt der Schüssel-Haider-Regierung dramatisch verschlechtert. Wenn alles, was der Frauenministerin dazu einfällt, die Durchführung einer Werbekampagne zu Mülleimern und leeren Kühlschränken ist, dann kann das nur als Verhöhnung von Frauen bezeichnet werden", kritisiert die stellvertretende Grüne Bundessprecherin Eva Glawischnig am Freitag in einer Aussendung.

Den Frauen würde es mehr weiterhelfen, wenn Rauch-Kallat "den Zweikampf" mit Arbeitsminister Martin Bartenstein aufnehmen würde, "anstatt Frauen den Zweikampf am Bügelbrett zu empfehlen. Schüssel, Rauch-Kallat und Co sollten anstelle von absurden Werbekampagnen endlich ambitionierte Konzepte zur Frauenförderung vorlegen und diese dann auch umsetzen", forderte Glawischnig. (APA)