Wien - Cheibani Wague starb in Folge eines "Druckstaus". Auslöser war eine mindestens dreieinhalb Minuten dauernde Fixierung des in Bauchlage gefesselten, zu Boden gedrückten Mannes. Ein so genanntes Thoraxkompressionssyndrom, wie man es beispielsweise bei Lawinentoten oder Verschütteten findet, führte zu einer so genannten Asphyxie. Das stellte der Intensivmediziner Kurt Hudabiunigg in seinem Gutachten fest.

"Das Druckgeschehen hat zwei Folgen: Die Störung der Atmung und die Störung des Blutrückflusses ins Herz", führte der Notfallmediziner aus. Ein Herz-Kreislaufstillstand war demnach unausweichlich, zumal bei Wague drei weitere Komponenten zum Tragen kamen.

Laut Gerichtsmediziner Daniele Risser litt der 33-Jährige an einem erheblich vorgeschädigten Herzen: Bei der Obduktion war ein angeborener Herzklappenfehler nachzuweisen. Die Kammerwand war außerdem verdickt und vernarbt. Das Herz war "kugelrund" und doppelt so schwer wie bei einem gesunden Mann. Das und der Erregungszustand Wagues sowie Spuren von Marihuana und Haschisch hätten das tödliche Geschehen begünstigt, meinte Risser.

Druck auf den Rücken war ausschlaggebend

Auch für ihn war der "Druck auf den Rücken" ausschlaggebend: "Das war eine Last von mehr als 100 Kilo, die mehrere Minuten auf den Mann am Rücken eingewirkt hat." Mindestens fünf Polizisten und zwei Sanitäter hatten sich teilweise unter Einsatz ihres Körpergewichts bemüht, den Schwarzafrikaner am Boden zu fixieren.

Reanimation wurde zu spät eingeleitet

Der Notfallmediziner belastete auch den angeklagten Notarzt: Die Reanimationsbemühungen hätten "drei bis vier Minuten" zu spät eingesetzt, bemerkte Hudabiunigg. Das Nachlassen des Widerstands des zu Beginn tobenden Wague hätte demnach beim Notarzt die Alarmglocken schrillen lassen müssen.

Der Notarzt hatte angegeben, er habe dies auf die Haldol-Injektion zurückgeführt, die er Wague zur Beruhigung verabreicht hatte. Laut Hudabiunigg setzt die Wirkung dieses Präparats aber erst nach zehn bis 15 Minuten ein, während Wague sofort erschlaffte. "Der Verdacht, dass nicht das Präparat wirkt, sondern dass die Widerstandsminderung andere Ursachen - wie im gegenständlichen Fall einen Herz-Kreislaufstillstand - haben kann, wäre nahe liegend gewesen", erklärte der Gutachter. (APA)