Ubuntu 5.10

Eigentlich ist es kaum vorstellbar: Vor nur etwas mehr als einem Jahr konnte in der Linux-Welt noch niemand etwas mit dem Begriff "Ubuntu" anfangen. Mittlerweile hat sich das vom südafrikanischen Millionär Mark Shuttleworth finanzierte - und auf Debian basierende - Projekt aber zu einer fixen Größe in der Linux-Landschaft - samt äußerst enthusiastischer AnhängerInnenschaft - entwickelt. Vor kurzem wurde nun die bereits dritte offizielle Release der Distribution veröffentlicht, der WebStandard hat sie sich angesehen, um herauszufinden, ob der derzeitige Hype auch eine in Software nachvollziehbare Basis hat.

Zu...

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Beginn

der Installation von Ubuntu 5.10 - so die offizielle Bezeichung der Release, der Codename "Breezy Badger" ist da freilich schon etwas "fetziger" - fällt auf, dass man zumindest eines der ursprünglich gesteckten Ziele noch nicht erreicht hat: Die Bereitstellung eines grafischen Installers, wie ihn die meisten anderen "großen" Distribution bieten, statt dessen setzt man weiterhin auf ein recht spartanisches Text-Interface, das mit der Tastatur zu bedienen ist.

Doch hinter dieser...

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Fassade

hat sich im letzten Jahr dafür einiges getan: Beinahe die gesamte Installation läuft vollautomatisch ab, die UserInnen sind vor allem in der ZuschauerInnenrolle. Die Hardware wird automatisch geprüft und - so erkannt (in dieser Hinsicht ist Ubuntu übrigens mittlerweile beinahe vorbildlich) - die richtigen Treiber nachgeladen.

Auch die Konfiguration des Systems erfolgt "von selbst", ein...

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Eingriff

ist nur dann vonnöten, falls mal etwas nicht automatisch klappt. So etwa wie in diesem Fall das nicht vorhanden sein eines dhcp-Servers dazu führt, dass die Netzwerkeinrichtung manuell vorgenommen werden muss.

Dies ist aber auch kein...

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Beinbruch

die notwendigen Einstellungen sind recht gut und einfach beschrieben, so dass alles flott eingerichtet ist.

Negativ auszunehmen ist hier allerdings erneut die...

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Partitionierung

der Festplatte: Wer dem Ubuntu-System nicht gleich seine ganze Harddisk spendiert, sondern gezielt parallel installieren möchte, darf sich mit einem reichlich unfreundliche Einstellungstool herum schlagen.

Nicht nur, dass die erklärenden...

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Texte

hierbei nicht wirklich hilfreich sind, ist auch der Aufbau des ganzen nicht sonderlich logisch oder einfach zu bedienen. Gerade in einem so sensiblen Bereich wie der Einrichtung der Platte - immerhin kann hier schnell mal etwas recht nachhaltig kaputt gemacht werden - hätte man sich eine "schönere" Lösung erhofft.

Ist das allerdings...

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überstanden

beginnt schon das Aufspielen der einzelnen Pakete auf die Platte.

Abgesehen von den Mängen der Partitionierung gibts bei der Ubuntu-Installation eigentlich recht wenig auszusetzen, ein definitives Plus im Vergleich zur Konkurrenz von SUSE, Mandriva oder auch Fedora ist die eindeutig flottere Installation, hier macht sich die Beschränkung des Umfangs des Softwareangebots auf eine CD bezahlt. Wo andere noch zum CD-Wechsel...

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auffordern

schickt sich Ubuntu bereits dazu an, ins neue System zu rebooten.

Wie gewohnt folgt nun der zweite Teil der Installation, der gleich mal so...

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beginnt

wie der letzte geendet hat, nämlich mit dem Aufspielen von diversen Programmen, eine Runde Zuschauen ist also wieder mal angesagt.

Durch die selbst auferlegte Platzbeschränkung sind übrigens nicht alle...

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Lokalisierungen

auf der CD gelandet, doch das heißt nicht, dass nun alle mit einem englischsprachigen Desktop ihr Auskommen finden müssen, der Installer lädt die notwendigen Dateien auf Wunsch nach.

Bleibt zum...

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Abschluss

noch die Einrichtung des Grafikservers, konkret bedeutet dies vor allem die Auswahl der zu verwendenden Auflösungen. Angemerkt sei hier, dass Ubuntu als freie Distribution nicht die kommerziellen Treiber von ATI und NVidia anbieten kann, eine Nachinstallation ist aber später recht problemlos per Hand vornehmbar.

Anleitungen...

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dafür

finden sich im Ubuntu Wiki. Dieses ist überhaupt ein wichtiger Informationspool, um das System nach der Installation auzupolieren, etwa um Support für gewisse Medienformate oder auch DVD-Unterstützung hinzuzufügen. Diese fehlen aus lizenzrechtlichen Gründen in der Kerndistribution.

Wie im Bild links zu sehen ist, kann sich auch Ubuntu dem Hang zu Eye Candy nicht gänzlich verweigern und hat mit der neuen Release eine grafische Bootanzeige eingebaut.

Nach dem...

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Login

zeigt sich der verwendete Desktop äußerst aufgeräumt, um genau zu sein: Leer. Die einzelnen Devices und das Home-Verzeichnis sind statt dessen über das Menü zu erreichen. Zum Einsatz kommt dabei die aktuelle Version 2.12 des GNOME-Projekts, alternative Desktops wie KDE werden standardmäßig nicht installiert. Jedoch gibt es mit dem Kubuntu auch eine KDE-basierte Alternative.

Gar nicht leer ist hingegen das...

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Panel

in dem unter anderem ein Update-Service seinen Dienst verrichtet. Automatisch wird im Hintergrund auf die Verfügbarkeit von wichtigen Aktualisierungen geprüft und - wenn vorhanden - per unaufdringlicher Notifizierung aufmerksam gemacht.

Das eigentliche...

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Updaten

erfordert ebenfalls keinerlei UserInnen-Interaktion. Alles in allem eine ziemlich runde Sache, von deren Simplizität sich andere Distributionen - z.B. das reichlich überladene und unübersichtliche YOU von SUSE - durchaus eine Scheibe abschneiden könnten.

Sehr...

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praktisch

auch, dass über wichtige Änderungen extra informiert wird. Etwa wenn der Kernel gewechselt wurde und ein anschließender Reboot - ausnahmsweise - auch unter Linux durchaus Sinn machen würde.

Allen, denen die Standard-Softwareausstattung von Ubuntu zu spartanisch ist haben die EntwicklerInnen ein neues...

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Tool

spendiert. Dieses verbirgt sich hinter dem Menüpunkt "Add Applications" und erweist sich als wesentlich besser für solche Aufgaben geeignet als das Standard-Paketmanagement-Tool Synaptic.

Die Programme werden nach ihrem Menüeintrag sortiert aufgelistet, zu jedem Eintrag gibt es eine Beschreibung - optimal um im vorhandenen Angebot herum zu schnuppern. Etwas besser aufgeräumt könnte allerdings noch der Unterpunkt "weitere Programme" sein, der bei jeder Kategorie zu finden ist. Hier verstecken sich echte Perlen des GNOME-Desktops zwischen veralteten Programmen.

Zusätzlich zur Baum-Ansicht kann in diesem Programm auch nach diversen Begriffen...

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gesucht

werden. Dabei funktioniert nicht nur die reine Namenssuche, auch Stichwörter wurden vorgegeben, so dass die Suche nach dem Begriff "editor" dann sowohl gedit als auch den HTML-Editor Bluefish ausweist.

Vorbildlich zeigt sich Ubuntu auch dabei, wenn es um potentielle....

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Sicherheitsimplikationen

neuer Programme geht, die BenutzerInnen werden explizit auf solche hingewiesen bzw. davor gewarnt.

Wie stark sich die Ubuntu-EntwicklerInnen offenbar Gedanken über Usability gemacht haben, zeigt sich oft auch an den kleinen Dingen. So weist die Add Application-Software nach der...

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Installation

eines Programms darauf hin, wo dieses in Zukunft im Menü zu finden ist. Eine ebenso simple wie sinnvolle Funktion - erspart sie doch das oft gewohnte Herumsuchen in den diversen Untermenüs.

Wenn wir schon beim...

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Thema

wären: Im Hinblick auf die Organisation der Menüs gibt es bei Ubuntu wenig auszusetzen. Auch gerade durch die Beschränkung auf das Wesentliche und den Verzicht auf die Installation von mehreren Programmen für die gleich Aufgabe ist das Menü äußerst aufgeräumt. Verschachtelte Untermenüs wie sie bei vielen anderen Distributionen leider gang und gäbe sind, sind somit nicht vonnöten.

Für das manuelle...

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Editieren

des Menüs hat man den doch recht spartanischen GNOME Menü-Editor mit dem externen Programm Smeg vertauscht. Dieses sieht zwar dem "Original" zum Verwechseln ähnlich, kann aber mehr - etwa neue Einträge anlegen und Menüpunkte verschieben.

Ein weiteres...

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Beispiel

für eine Software, bei der man vom Original-GNOME abweicht, ist der Dialog zur Einbindung von Applets in das Panel. Ob die gewählte Ansicht wirklich besser als die originale ist, sei allerdings dahin gestellt. Ebenso wie die Frage ob die eingebaute Suche "sinnvoll" oder "Overkill" ist.

In die Reihe der sinnvollen...

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Erweiterungen

die Ubuntu 5.10 dem GNOME-Desktop hinzufügt, ist hingegen der Language Selector einzuordnen. Mit diesem lassen sich unkompliziert weitere Lokalisierungen für den Rechner freischalten, sowie auswählen welche die Default-Sprache sein soll.

Erfreulich dabei, dass sich dies nicht nur auf die Übersetzungen des User Interfaces beschränkt, sondern auch...

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Schreibhilfen

umfasst. So wird etwa auf Wunsch auch gleich die entsprechende Rechtschreibprüfung für OpenOffice.org installiert. Sehr sinnvoll dies alles zentral an einem Ort vornehmen zu können, anstatt sich mit den Eigenheiten einzelner Programme herum schlagen zu müssen.

Da es sich bei Ubuntu um ein Community-Projekt handelt, ist auch jegliche...

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Mitarbeit

äußerst willkommen, dafür hat man sich gleich mehrere Dinge einfallen lassen. Die Ubuntu Device Database Collection soll dabei helfen, verbliebene Probleme mit diversen Hardwarekomponenten auszuräumen, über ein simples Interface kann den EntwicklerInnen mitgeteilt werden, ob alles wie gewünscht funktioniert - oder auch nicht.

Weiters ist es...

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möglich

über verschiedene Menüeinträge Kontakt mit den EntwicklerInnen aufzunehmen, etwas um bei Übersetzungen zu helfen oder auch "nur" Fehler zu berichten. Im sogenannten Launchpad finden sich online zentral alle Informationen zu den einzelnen Paketen.

Alles in Allem kann...

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Ubuntu 5.10

im Test wirklich überzeugen. Die Mischung aus der Beschränkung auf eine übersichtliche - und wirklich gut ausgewählte - Default-Softwarebasis mit dem Hinzufügen von sinnvollen Tools macht die Distribution zur Zeit für viele Linux-Interessierte zu Recht zur optimalen Wahl.

Wer neugierig geworden ist: Ubuntu 5.10 kann kostenlos in Form einer CD von der Seite des Projekts heruntergeladen werden, alternativ steht auch eine Live-CD zum "hineinschnuppern" ohne Installation zur Verfügung. Wer nicht die nötige Internet-Anbindung hat, kann sich die CDs auch portofrei zuschicken lassen. (apo)

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