Passanten sind sonderbar: Sie tun entweder so, als wären Veränderungen im Gewohnten nicht vorhanden – oder aber sie nehmen Veränderungen als Verkündigung von Übel wahr. Dieser Logik folgend wurde der junge Mann, der da am Montag in der Wiener Innenstadt auf der Freyung mit nacktem Oberkörper in einem Bäumchen herumturnte, vor allem eines: ignoriert. Oder aber für einen politischen Aktionisten gehalten: Ob die Freyung-Bäume denn abgeholzt werden sollten und er ein Baumbesetzer sei? Aber darauf, dass der Mann im Geäst – Christian Eisenberger – Kunst machte, kam niemand. Dabei ist sein „Nest²“ (Karton, Klebeband und Malerei) Teil – und Ankünder – einer heute, Donnerstag, stattfindenden Charityauktion: Unter dem Titel „Weltn“ kommt im Festsaal der Kontrollbank (1., Strauchgasse 3, gleich ums Nest-Eck) Kunst unter den Hammer. Zugunsten der Autistenhilfe (autistenhilfe.at ) – und nach einem neuen Modus. Nicht nur das Höchstgebot, sondern auch die Zweit- und Drittbieter kommen zum Zug: mit einer zweiten Ausgabe der Arbeit oder aber einem „Trostwerk“ des Künstlers. Das Freyung-Nest wird nicht versteigert – aber darüber, einen ähnlichen Rückzugsraum als Kunstobjekt in einen privaten Gartenbaum zu setzen, lässt Christian Eisenberger mit sich reden. Schon allein der guten Sache wegen.