Erstmals tagt der Europäische Verlegerverband ENPA Donnerstag und Freitag in Wien. Das liegt nicht allein an einer besonderen Führung durch die Albertina. Rechtzeitig vor Österreichs EU-Präsidentschaft treffen die Zeitungsbosse Kanzler Wolfgang Schüssel.

Im ersten Halbjahr 2006 soll es auch ernst werden mit der neuen Fernsehrichtlinie der EU. Die bereits kundgetanen Pläne begeistern die Verleger nicht gerade.

Thema Product Placement

Ganz oben auf ihrer schwarzen Liste zur neuen Richtlinie "Fernsehen ohne Grenzen" steht weit gehend grenzenloses Product-Placement in diesem Medium.

Wie berichtet erklärte die zuständige EU-Kommissarin Viviane Reding etwa beim Verlegerkongress in Berlin: "Niemand sollte von mir erwarten, dass ich meinen liberalen Ansatz in Fragen der Werberegulierung nur bei den Printmedien verfolgen werde." Product-Placement will sie nur noch in Nachrichten, Reportagen und Dokumentationen verboten wissen, in Filmen und Serien indes erlauben, wenn es als solches ausgewiesen wird.

Glaubwürdigkeit leide

Das könnte auf Kosten der Zeitungswerbung gehen, meinen Verleger. Offizielle Lesart: Würden Programm und Werbung nicht sauber getrennt, leide die Glaubwürdigkeit nicht nur des Fernsehens, sondern der Medien insgesamt. Zudem wehren sie sich gegen eine Ausdehnung der TV- Richtlinie auf Medien wie Internet.

Rund 50 Verleger und Verbandsmanager kommen zur ENPA-Generalversammlung, darunter auch der Generaldirektor des Weltverbands der Zeitungen. Die ENPA vertritt rund 3200 Tages- und Wochenzeitungen in 22 europäischen Ländern, die laut Verband von mehr als 240 Millionen Menschen gelesen werden. (fid/DER STANDARD; Printausgabe, 3.11.2005)