Belgrad - Der Belgrader politische Analytiker Predrag Simic hat davor gewarnt, die heutigen Serben bei der Lösung der Kosovo-Frage für die Verbrechen des Regimes von Ex-Präsident Slobodan Milosevic zu bestrafen. Die Unabhängigkeit für das Kosovo würde die Ära des Ex-Präsidenten Serbiens und Jugoslawiens mit "der Zeit danach" gleichsetzen. Eine Unabhängigkeit der südserbischen Provinz wäre eine Bestrafung des heutigen Serbien für all das, was das Regime Milosevic den kosovarischen Albanern zugefügt habe, sagte Simic gegenüber gegenüber der Tageszeitung "Danas" (Mittwoch-Ausgabe).

"Münchner Linie"

Die Bestrafung eines demokratischen Regimes würde eine Situation schaffen, die jener ähnlich wäre, in welche der britische Ministerpräsident Neville Chamberlain durch das Abkommen von München (Abtretung der sudetendeutschen Gebiete der Tschechoslowakei an Deutschland) geraten sei. "Ein Land wurde geopfert, um die Gewalt aufzuhalten, was die Gewalt nur noch verstärkte", sagte Simic. Auch würde diese "Münchner Linie" von dem in Brüssel ansässigen Thinktank International Crisis Group (ICG) vertreten, meinte der Belgrader Analytiker.

Starke serbische Verhandlungsposition

Simic, der von der serbischen Seite bei den gescheiterten internationalen Kosovo-Friedensverhandlungen in Rambouillet bei Paris im Februar 1999 engagiert wurde, erwartet eine "unnachgiebige Position" der kosovarischen Albaner bei den bevorstehenden Statusverhandlungen. Die Tatsache, dass "Serbien heute ein demokratisches Land ist", stärke die serbische Verhandlungsposition. Das offizielle Belgrad weist eine Unabhängigkeit des Kosovo energisch zurück, die Albaner-Führer vom Kosovo drängen ebenso vehement auf Unabhängigkeit der Provinz. (APA)