Heftige Debatte
Rund 500 Menschen kamen zur Gedenkfeier an dem Ort, an dem van Gogh am Morgen des 2. November 2004 auf offener Straße in Amsterdam ermordet worden war. Sein Mörder, der aus Marokko stammende Mohammed Bouyeri, wurde Ende Juli zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Mord traf die traditionell liberalen niederländische Gesellschaft tief und entfachte eine heftige Debatte über die Einwanderungs- und Integrationspolitik. In den drei Wochen nach dem Mord zählte die Polizei rund 800 Übergriffe gegen die moslemische Gemeinde.
Kein "wir" und "die"
"Der Rechtsstaat reicht nicht aus, um die Gesellschaft zu stärken", mahnte Balkenende. Er betonte, dass es sich bei dem Mörder um einen Niederländer gehandelt habe. Amsterdams Bürgermeister Job Cohen forderte, dass es kein "wir" und "die" geben dürfe. "Wir müssen alle in dieser Stadt zusammenleben, das ergibt aber nur mit Hoffnung und Vertrauen Sinn." Die Amsterdamer sollten ihre Sorgen fallen lassen und an einer Stadt mitarbeiten, in der "alle Menschen frei sind zu reden, denken, glauben, wie sie wollen".
Zwischenrufe von Pim Fortuyn-Anhängern
Gestört wurde die kurze Zeremonie von einigen Zwischenrufen von Anhängern des im Jahr 2002 ermordeten Rechtspopulisten Pim Fortuyn. Der Politiker galt als guter Freund van Goghs. Auf einem Transparent, das unweit der Gedenkfeier auf dem Radweg, auf dem der 47-jährige van Gogh an jenem Morgen kurz vor seinem Tod unterwegs war, niedergelegt war, wurde der niederländische Regierungschef wenig freundlich begrüßt: "Balkenende, Sie kommen ein Jahr zu spät."
"Mit schönen Worten einschläfern"