Was einmal funktioniert hat, geht auch ein zweites Mal. Meistens. Im Klartext bedeutet dies, dass sich der Produzent Joe Henry wohl gedacht hat: Wenn die Einser-Idee, eine alte Soul-Legende exklusive Stücke von etablierten Songwritern interpretieren zu lassen, gleich einen Grammy eingebracht hat, was bringt dann erst der zweite Anlauf? Der erste Versuch hieß "Don't Give Up On Me", ein 2002 erschienenes Meisterwerk von Solomon Burke, auf dem der Soul-Koloss in intimen Produktionen Coverversionen von Größen wie Bob Dylan, Elvis Costello oder Brian Wilson beseelte. Heuer machte Joe Henry einen zweiten Anlauf mit Bettye LaVette auf dem Album "I've Got My Own Hell To Raise". Ein wohl autobiografischer Titel einer Künstlerin, die in ihrer Karriere nicht nur einmal am ganz großen Durchbruch vorbeigeschrammt ist. Reduziert und einfühlend instrumentiert, verleiht die aus Detroit stammende LaVette Stücken von Sinead O'Connor, Lucinda Williams oder Fiona Apple die Überzeugungskraft ihrer tiefen Seele. Die rohe Intensität des Blues ist dabei präsent wie die Eleganz des Rhythm 'n' Blues. Am Freitag präsentiert LaVette ihr Album live. (flu; DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.11.2005)