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Antony & The Johnsons: "I am a Bird Now" (Rough Trade, 2005)

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Wien – Das Burgtheater, wie man während des Jazzfest Wiens munkelte, ist es nicht geworden: Pop-Tragöde Antony tritt mit seiner Begleitband The Johnsons bei seinem zweiten Wien-Besuch am Donnerstag im Semperdepot auf. Auch diese theatralische Kulisse wird die Lieder vom Schmerz beschädigter Liebe und der Pein verlorener Seelen des 35-jährigen Romantikers vortrefflich unterstreichen.

Mit seinem aktuellen und zweiten Album "I am a Bird Now" (Rough Trade, 2005) räumte er den renommierten britischen "Mercury-Music-Prize" ab, den vor ihm Franz Ferdinand für ihr Debütalbum erhalten hatten. Das Cover des überschwänglich gefühlvollen Albums ziert ein Bild der vor 35 Jahren verstorbenen Drag-Diva Candy Darling, der Velvet Underground mit "Candy Says" ein musikalisches Denkmal setzten. Ein Song den, – und so schließt sich der Kreis – Antony besonders intensiv coverte, als er Lou Reed auf seiner Tournee begleitete.

Nicht nur Reed oder Laurie Anderson haben für den mehrere Oktaven beherrschenden Ausnahme-Sänger Lobesworte übrig: Singer- Songwriter Devendra Banhart vergleicht seine Intensität mit Nina Simone. Eine Bewunderung, die sich in seiner Mitarbeit am Album niederschlägt. "I am a Bird Now" versammelt aber auch andere Stargäste: Antonys schwules Jugend-Idol Boy George, Rufus Wainwright oder seinen Förderer Lou Reed.

Das schwülstig-leidende, teils-kitschige seiner pathetischen Songs wird von den fünf Johnsons musikalisch zart begleitet: Mit Piano, Gitarre, Bass, dazu einige Akkordeon-, Violine- und Cello-Akzente. Tränen, so heißt es, sind garantiert. (kafe)

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