Wien - Mit weiteren Zeugeneinvernahmen ist am Montag der Prozess um den im Zuge einer polizeilichen Amtshandlung zu Tode gekommenen Seibane Wague fortgesetzt worden. Gehört wurden Anrainer des Stadtparks, die in der Nacht auf den 15. Juli 2003 mitbekommen hatten, wie der Schwarzafrikaner von sechs Polizisten gebändigt und in Bauchlage am Boden fixiert wurde, was ihn das Leben kostete. Das Verfahren soll am kommenden Freitag zu Ende gehen.

Schreie auf Straße gehört

"Er hat noch gesund ausg'schaut", meinte eine junge Frau über Seibane Wague. Sie hatte nach Mitternacht die Schreierei auf der Straße gehört und war nochmals aus dem Bett gestiegen, um aus dem Fenster zu sehen. Sie habe sich daher gleich wieder hingelegt.

Aktiver war hingegen ein 30-jähriger Mann, der zu diesem Zeitpunkt noch am Computer saß: "Ich bin intuitiv auf die Idee gekommen, die Kamera zu schnappen, mit der ich meinen Sohn immer gefilmt habe." Der Mann schnitt weite Teile der Amtshandlung mit, ohne sich bewusst zu sein, was er damit dokumentierte: "Ich bin erst zwei Tage später auf die Idee gekommen, dass das von Bedeutung sein könnte, als ich von einem toten Schwarzafrikaner gehört habe."

Inzwischen hatte auch ein Redakteur der Wiener Stadtzeitung "Falter" von dem Video erfahren. Er kontaktierte den Hobby-Filmer und brachte den Stein ins Rollen, indem er zentrale Passagen davon veröffentlichte: Erhebungen wurden in die Wege geleitet, die im nunmehrigen Prozess vorerst ihr Ende fanden.

Angst ums Auto

Ein anderer Anrainer hatte wiederum Angst um sein Auto, das genau dort geparkt war, wo sich die Beamten mit Seibane Wague auseinander setzten. Er lief deswegen nach unten und versuchte seinen Pkw vor allfälligen Beschädigungen zu schützen, während Wague "ruhig gestellt wurde", wie sich die Polizisten später ausdrückten. Für den Zeugen entstand der Eindruck: "Die Aggressivität ist nicht von Seiten der Einsatzkräfte ausgegangen, sondern vom Herrn Seibane."

Nach der Befragung eines weiteren Anrainers wurde die Verhandlung Montagmittag auf kommenden Mittwoch vertagt. Es sollen dann vor allem die Ausbildung und der Wissensstand der angeklagten Sanitäter und des Notarztes erörtert werden. (APA)