Sansibar - Begleitet von Gewalt haben die Menschen in Sansibar im Indischen Ozean am Sonntag ein neues Parlament und einen neuen Präsidenten gewählt. Vor mehreren Wahllokalen kam es zu Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Parteianhängern, die Polizei setzte Tränengas ein. Mehr als ein Dutzend Menschen wurden nach offiziellen Angaben verletzt. Die Wahlbeteiligung lag offenbar bei mehr als 80 Prozent, Ergebnisse werden im Lauf der Woche erwartet.

Auf der zu Tansania gehörenden halbautonomen Inselregion von Sansibar und Pemba regiert seit der Staatsgründung 1964 die sozialistische Partei der Revolution (CCM), die Nachfolgeorganisation der Unabhängigkeitspartei TANU des ersten Präsidenten Julius Nyerere. Die Abstimmung auf dem tansanischen Festland wurde wegen des Todes eines Präsidentschaftskandidaten auf den 18. Dezember verschoben.

Grundlegender Wandel

Einen grundlegenden Wandel auf den muslimisch geprägten Inseln hat die Oppositionspartei Vereinigte Bürgerfront (CUF) für den Fall eines Wahlsiegs angekündigt. Die Siege der CCM in Sansibar 1995 und 2000 wurden von der CUF angefochten. Im Jahr 2000 wurden bei gewaltsamen Demonstrationen mehr als 20 Menschen getötet. Großkundgebungen der beiden wichtigsten Parteien zogen am Samstag rund 10.000 Teilnehmer an.

Vor einem Wahllokal kam es zu Ausschreitungen, als die Polizei und Anhänger der CCM gegen den Willen von Anrainern hunderte offenbar auswärtige Wähler abstimmen lassen wollten. Ähnliche Zwischenfälle wurden aus mehreren Wahllokalen gemeldet.

Oppositionsanhänger berichten von Problemen bei der Abstimmung

Anhänger der Opposition berichteten von Problemen bei der Abstimmung, von der CCM gab es dagegen keine Klagen. Die meisten Wahllokale hätten nicht die nötigen Unterlagen, um Endergebnisse vorzulegen, sagte CUF-Führer Seif Shariff Hamad. Es gebe eine Menge Unregelmäßigkeiten, und die CUF fürchte, dass die Abstimmung nicht frei und fair verlaufen sei, sagte Hamad. Eine Kandidatin der Opposition, Fatma Abdulhabib Ferej, sagte, die Wahlkommission habe in ihrem Bezirk 2.000 zusätzliche Namen auf das Wählerverzeichnis gesetzt.

Schon im Wahlkampf hatte es Zusammenstöße zwischen Anhängern beider Parteien gegeben. Für die rund eine Million Einwohner von Sansibar gilt die Abstimmung deshalb als wichtiger Test für die Demokratie. Die Wahlen fanden unter starken Sicherheitsvorkehrungen statt.

Zur Entschärfung des Konflikts haben CCM und CUF eine Regierung der Nationalen Einheit in Sansibar vorgeschlagen. Für die Präsidentenwahl sagen Meinungsumfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem amtierenden Präsidenten Amani Karume von der CCM und dem CUF-Kandidaten Hamad voraus. (APA/AFP)