Das "kontinentale Modell" zeichnet sich dadurch aus, dass die vor allem durch Lohnnebenkosten finanzierten Sozialleistungen weit gestreut sind, der Schutz für Arbeitnehmer stark ausgeprägt ist, die Gewerkschaften - vor allem in Unterschied zum angelsächsischen Modell - eine starke Position einnehmen und die Finanzierung der Pensionen durch die Überalterung problematisch geworden ist.
Kennzahlen
Demgegenüber verwies Schüssel darauf, dass die österreichischen Werte in der Mehrheit der Kennzahlen - etwa in den Wachstumsraten, in der Beschäftigungsquote und im Bereich der Arbeitslosigkeit - zumindest gleich gut seien wie jene der von den Studienautoren favorisierten "angelsächsischen" und "nordischen" Modelle. Laut "Presse" zieht der Kanzler daraus den "methodischen Schluss", dass "Österreich eigentlich Teil des skandinavischen Modells" sei: "Es bietet zugleich Wachstumsdynamik und ein hohes Maß an sozialer Sicherheit", während das angelsächsische Modell zwar mehr Wachstum in Aussicht stelle, dafür aber ein vergleichsweise geringes Maß an Sicherheit bereitstelle.
Als ineffizientestes System gilt den Studienautoren das in Spanien, Portugal und Griechenland anzutreffende "mediterrane Modell", das weder ausreichendes Wachstumspotenzial noch ausreichende soziale Sicherheit gewähre.
Sozialausgaben
Dass sich Österreich sowohl in Richtung des angelsächsischen als auch - stärker - des skandinavischen Modells weiterentwickelt habe, zeige sich etwa daran, dass der Anteil der Sozialausgaben stärker gestiegen sei als im Schnitt der skandinavischen Länder, zugleich aber die Steuerquote abgesenkt wurde, zitierte die "Presse" Schüssel. Im Unterschied zu Österreich hätten andere EU-Länder, die in der Sapir-Studie dem als "ineffizient" qualifizierten kontinentalen Modell zugerechnet werden, "nur langsam - etwa Italien - oder kaum - so wie Frankreich" begonnen, ihr Modell mit Anleihen aus dem skandinavischen oder angelsächsischen Raum zu modifizieren und damit effizienter zu machen.