Die Riege der besten burgenländischen Winzer

Es war eine Wirtshaus-Idee. 1994 beschlossen sieben Winzer, fürderhin gemeinsam weiterzumachen und pro Betrieb jährlich eine "Pannobile"-Cuvée herauszubringen. Paul Achs, Matthias Beck, Gernot Heinrich, die Brüder Gsellmann, Matthias Leitner, "John" Nittnaus und Helmut Renner waren Gründungsmitglieder. 1998 kam Gerhard Pittnauer dazu, 2004 Claus Preisinger.

So unterschiedlich die handelnden Charaktere auch sind, in der Sicht ihrer Wein-Welt sind sie sich einig: der starke Bezug zur Region, der sich in den Sorten der Cuvée ausdrückt. "Unsere Regionalstilistik ist mittlerweile schon sehr ausgegoren", erklärt Nittnaus. "Was uns ausmacht, ist die ausgeprägte Fähigkeit zur Selbstkritik und Eigenkontrolle." Auch wenn sich jeder Einzelne vorbehält, im Weingarten und Keller das zu machen und jenes Gerät einzusetzen, das er für richtig hält. Von Anfang an hat man sich auch konsequent eine moderne "Corporate Identity" verpasst. Jeden September werden Pannobile-Cuvées in Rot und Weiß präsentiert, die zu mindestens 85 Prozent aus regionalen Sorten bestehen. Verwendet werden vor allem Blaufränkisch, Zweigelt oder St. Laurent. Für Pannobile weiß darf es auch der - genau genommen internationale - Chardonnay sein, der ebenfalls verschnitten sein kann. Die Weine seien eher strukturiert-elegant als wuchtig-überladen, beschreibt Nittnaus den Stil. Ob eine Cuvée des Namens "Pannobile" würdig ist, werde in "beinharten Blindverkostungen" mit Weinen aus anderen Regionen entschieden, so Nittnaus. Der Qualitätsanspruch ist hoch. Regelmäßig vergleichen sie ihre Erzeugnisse "mit den Besten", was, so Nittnaus, nicht heiße, dass "unser Wein schmeckt wie . . ." Sondern: "Wir wollen zeigen, dass wir eine bedeutende Weinbauregion sind."

Judith Beck, 27

Judith Becks spezielle Vorliebe gilt dem Blaufränkisch. "Es ist einfach schön, mit dieser Rebsorte zu arbeiten, im Weingarten und im Keller. Außerdem schmeckt er mir", lautet die pragmatische Erklärung. Seit 2001 trägt sie die volle Verantwortung dafür, was im Weinkeller des Familienweingutes passiert. Die Weingärten bearbeitet sie gemeinsam mit ihren Eltern Matthias und Christine.

Weintrends nach dem Motto "jung und leicht zugänglich" berühren sie wenig, technisiertes Weinmachen mit Mostkonzentration und Reinzuchthefen lehnt sie ab. Ihre Weine, im Speziellen die Roten, sind dicht, öffnen sich langsam. Einige sind zu Beginn fast ein bisschen kantig, sodass man vielleicht nicht auf den ersten Riecher entdeckt, was alles in ihnen steckt, dann aber lange Freude daran hat. Was auch die Persönlichkeit der 27-Jährigen ziemlich widerspiegelt. Der Rebschnitt im Spätwinter sei "die schönste Arbeit im Weinberg - so ruhig", meint die Winzerin, die eigentlich Germanistik studieren wollte, sich aber dann doch fürs Weinmachen entschied, um als "Spätberufene" nach der HAK-Matura das College an der Weinbauschule Klosterneuburg zu absolvieren. Beck ist die am weitesten Gereiste des Youngster-Trios. Neben ihren Fahrten durch die "Weltgeschichte" arbeitete sie im Piemont bei Giacomo Bologna, in Bordeaux bei Cos d'Estournel und in Chile bei Errazuriz - keine schlechten Adressen, wenn es um Qualität geht. Die Arbeit dort habe ihr vor allem gezeigt, dass es "nicht nur einen einzigen richtigen Weg des Weinmachens" gebe.

Gernot Leitner, 31

Eine "gut durchmischte 12er-Kiste" würde Gernot Leitner auf die Insel mitnehmen. Was nichts mit Entscheidungsschwäche zu tun hat: So sei "für jede Gemütslage ein Wein dabei", lächelt er. Leitner, Jahrgang 1974, bewirtschaftet seit 2003 den Familienbetrieb gemeinsam mit seinem Vater Matthias: "Wir entscheiden gemeinsam." Ohne jeglichen Generationenkonflikt, wie Leitner jun. erzählt. Natürlich möchte man "als jugendlicher Hitzkopf einiges ausprobieren". Dann erkenne man aber, dass "es der Vater schon vor 20 Jahren probiert hat und deshalb abblockt".

Harmonie scheint auch das Leitmotiv der Leitner'schen Weine zu sein. Der Blaufränkisch 2004 besticht mit intensiven Fruchtaromen, die Cuvée fügt sich bereits im Jugendstadium auffallend angenehm zusammen. Blaufränkisch, eine der Leitsorten der Pannobile-Winzer, fordert einiges an Geduld. "Die Sorte braucht Jahre, um so richtig zu werden. Jung ist er rot und fruchtig, charaktervoll erst später." Im Premiumbereich will Leitner "die einzelnen Lagen herausarbeiten", wie mit dem Syrah, der "auf der Schafleiten steht". Nur so, meint er, sei Unverwechselbarkeit möglich.

Gernot hat seit Jugendjahren im Betrieb mitgearbeitet, den der Vater bis 1990 im Nebenerwerb führte. Und ist der Einzige der drei, der keine Weinbauschule absolviert hat, sondern eine Gastronomie-Ausbildung, was "beim Verkaufen manchmal vorteilhaft ist". Er hatte "Frau mit Kind zu ernähren" und arbeitete mehrere Jahre als Restaurantleiter im Burgenland und in Vorarlberg.

Das Weinmachen hat er zu Hause erlernt. "Wenn man sich dafür interessiert, lernt man da genauso viel. Ich weiß, ich habe diese Möglichkeiten zur Verfügung und muss entscheiden, was unter den gegebenen Umständen zu tun ist."

Claus Preisinger, 25

"Eigentlich bin ich langsam hineingewachsen", erzählt Claus Preisinger, der jüngste Neuzugang in der Pannobile-Gruppe. "Aber die Freude war groß." Drei Jahre war Preisinger Kellermeister bei Hans "John" Nittnaus. Parallel zu dieser Arbeit begann er, "sein eigenes Ding", bis heute nur Rotwein, zu machen. Beides war auf Dauer unmöglich, da die Arbeitsspitzen "natürlich gleichzeitig" anfielen.

Auch Preisinger ist Absolvent der österreichischen Winzer-Schmiede Klosterneuburg, wo er zu Beginn
"wenig Ambition" gehabt hätte. Aber
"ab dem dritten Jahrgang ging's los". Nach der Matura 1999 war er für ein halbes Jahr in Kalifornien, wo er in einem Kleinbetrieb "mit viel Improvisationsbedarf" gearbeitet hat.

Seit 2000 verarbeitet er Zweigelt und Pinot Noir, den er reinsortig abfüllt und der mit seiner Eleganz auch bei namhafter Konkurrenz aus dem Ausland gute Figur macht. Zweigelt charakterisiert Preisinger als "dankbar", während am schwierigen Pinot Noir vor allem das Ausreizen der Möglichkeiten Spaß mache. Dazu komme, dass Pinot Noir und auch Blaufränkisch "sehr standortbezogen sind". Biodynamisch zu arbeiten - die am strengsten reglementierte Form biologischen Weinbaus - wäre reizvoll, weil es die "höchste Stufe der Weinbaukunst ist". Mangels genügend eigener Rebflächen arbeitete er bis vor Kurzem mit Vertragswinzern, die ihm Trauben zulieferten. Was sich aber derzeit ändert. Allein 2004 hat er auf Flächen rund um seinen Heimatort 24.000 Rebstöcke ausgepflanzt. Auch Preisinger ist kein Freund exzessiver Technik. "Wein ist ein Puzzle. Je individueller ein Wein, desto mehr sollte man selbst machen. Vor allem bei den Kleinarbeiten."