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Da sitzen wir an unseren Schreibtischen und sind allesamt urbane Denker, erstklassig vernetzte Fachkräfte, kosmopolitisch geschulte Experten. Und wenn der Mittag naht, sagen wir Mahlzeit, watscheln in die Kantine und freuen uns auf das Schnitzel. Fitter und aktiver macht so ein Power-Lunch mit Suppe, Hauptspeis' und Dessert ganz sicher nicht - aber solang der Preis gestützt wird, wär's doch zu blöd, dem Chef etwas zu schenken...

Wer derlei soziale Segnungen nicht kennt, dem dräut zu Mittag der Würstelstand, die Pizzabude, der Supermarkt. Dass Schnitzelsemmel und Burenheidl der passende Kraftstoff sind, wenn es um die Wurst geht, alertes Denken und sichere Entscheidungskraft gefragt sind, werden bestenfalls Fleischhacker behaupten.
Zwar stapeln sich in den Kühltheken der Supermärkte allerlei Salate, von denen der eine oder andere vielleicht wirklich noch Rest- vitamine gespeichert hat. Aber so richtig froh machen die kräftig durchsäuerten Gewissensberuhiger wohl kaum.

Wer unterwegs essen muss oder auf die Schnelle im Büro...

der büßt im Österreich des 21. Jahrhunderts nach wie vor für seine Sünden. Klar könnte jetzt das alte Loblied auf die Sandwichkultur der Briten folgen, wo die "Prêt-à-manger"-Kette dem Rest der Welt noch immer vormacht, wie zeitgemäß (und biologisch) belegte Brote auszusehen und zu schmecken haben. Natürlich könnten wir zum x-ten Mal die Franzosen um ihre Baguette-Kultur beneiden, die krachfrisches Brot auf Verlangen mit Crudités und scharfem Senf (oder Handfesterem) belegen, was selbst anspruchsvollste Gaumen erfreut. Klar, dass wir auch gegen die Straßenküchen Südostasiens kein Leiberl haben, wo mit einfachsten Mitteln und besten Ingredienzen in Minuten Gerichte entstehen, von denen unsereins noch Jahre später nur träumen kann.

Nein, wir wollen das Gute in der Nähe suchen, und siehe da: Die Hoffnung lebt. Die Menschen von "Haas & Haas" etwa, dem Teehaus am Stephansplatz mit den vielen Frühstücken, haben ihre Dependance in den Ringstraßengalerien zum "Quicktea" umfunktioniert. Und tatsächlich werden da vor den Augen des Bestellers aus lauter guten Sachen ausgezeichnete Doppeldecker-Brote gemacht, die hungrigen, mit Arbeit gesegneten Menschen ganz erheblich Freude bereiten dürften. Auch die Salate mit allerlei Kräutern, Sprossen und Keimlingen werden komplett frisch angerichtet und mit köstlichem Dressing versehen. Bei so viel Health-Food schreit die Austro-Seele förmlich nach lustvoller Versündigung - sie wird erhört: Besonders hoch gehen im Quicktea die Muffins auf, und sie tun es in einer Qualität, die sich auch in echten Metropolen nicht verstecken müsste.

Variantenreich

Bei "Soupkultur" hinter der Börse haben sie Namen und Konzept zwar von einem Imbiss in Berlin abgekupfert, dafür schmecken die Suppen ganz eindeutig besser, und auch die Salate können einiges.

Im neunten Bezirk hat der "Wiener Deewan" aufgesperrt, ein bezaubernd ungestyltes Lokal mit erfrischend amateurhafter Bedienung, wo aus Warmhalteboxen vier köstliche Curries plus Reis und Dhal-Linsen geschöpft werden können - im Lokal zahlt man dafür, "was man will", fürs Take-away gibt es Fixpreise.

Am Naschmarkt, gleich hinter den Bobo-Tränken Deli und Do-An, wirbelt seit Kurzem der Chinese Ben Lu allerlei Wok-Inhalte durch die Luft, welche sogleich in jenen formschönen Faltkartons verstaut werden, die auch Durchschnittsfutter zum Style-Item hochzwirbeln.

Im "Neu Deli" in der Wipplingerstraße schließlich werden seit Neuestem ganz wunderbar gefüllte Fladenbrote gegrillt. Zurzeit kann die Variante "Tandoori" mit köstlich gewürztem Huhn, jeder Menge Gemüse und cremigem Kukurma-Joghurt bedenkenlos als die beste bezeichnet werden - allein, es kommen dauernd weitere hinzu. Weshalb nur eines hilft: durchprobieren. (corti/der Standard/rondo/03/06/2005)