Wien/Krems - Der börsennotierte österreichische Autotextilaustatter Eybl International will trotz einem Gewinnrückgang im ersten Halbjahr weiterhin für das laufende Geschäftsjahr 2005/06 eine Dividende ausschütten. Bis Jahresende gehe Eybl sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn von einem Anstieg aus, erklärte Unternehmenschef Johannes Elsner am Donnerstag in einer Pressekonferenz in Wien. Das Unternehmen liege in seiner Entwicklung derzeit "noch innerhalb des Toleranzbereichs", in dem eine Dividende von rund einem Euro je Aktie möglich sein sollte, so Elsner.

Seit dem Beginn seiner Krise im Jahr 2001 hatte das Unternehmen keine Dividende mehr gezahlt. Für das Gesamtjahr 05/06 (per 31. März) geht Eybl mit Sitz in Krems nach wie vor von einem Umsatz von "bis zu 350 Mio. Euro" aus, nach 332 Mio. Euro im vorherigen Geschäftsjahr. Die angekündigte Dividendenausschüttung von in Summe 3,6 Mio. Euro wird voraussichtlich einer Ausschüttungsquote (Pay-Out-Ratio) von "30 bis 50 Prozent" des erwarteten Jahresüberschusses entsprechen, der in etwa 8 (2004/05: 7,3) Mio. Euro erreichen soll. Auch der Betriebsgewinn (EBIT) soll heuer über dem Vorjahresniveau von 10,3 Mio. Euro liegen.

Produktionsstopp

Im vierten Quartal 2004/05 hatten Qualitätsprobleme beim Autozuliefer Bosch zum Produktionsstopp bei deutschen Premium-Fahrzeugerzeugern und damit auch bei Eybl für dramatische Absatzeinbrüche gegen Ende des Geschäftsjahres gesorgt. "Wir gehen davon aus, dass nicht jedes Jahr ein solches Katastrophenjahr wird", erklärte Elsner den erwarteten Ergebnisanstieg.

Heuer erwartet Eybl im Gegenteil, dass das zweite Halbjahr stärker werden wird als das erste. Die Neu- und Folgeaufträge beliefen sich in den ersten sechs Monaten auf rund 246 Mio. Euro, bis Jahresende sollen sie auf 550 bis 600 Mio. Euro ansteigen. Entscheidend sei aber, wie sich das Weihnachtsgeschäft und dann die Bestellungen im März, dem traditionell stärkste Monat in der Autozulieferindustrie, entwickeln würden, betonte Elsner.

Auch in der Rentabilität der Produktion will sich Eybl bis Jahresende spürbar verbessern. Im ersten Halbjahr habe das Unternehmen die Produktionslinien um 30 Prozent erhöht, wie berichtet etwa durch die Eröffnung einer neuen Produktion im rumänischen Deta. Dies habe im ersten Halbjahr hohe Anlaufkosten verursacht. Zum einen liege die Effizienz dadurch noch nicht bei jener der Serienfertigung, zum anderen hätten die neuen Produktionslinien auch Anlernkosten verursacht und zu einem erhöhten Vertriebsaufwand geführt. Im zweiten Halbjahr sollten sich diese Investitionen aber rechnen, so Elsner.

Betriebsergebnis unter Vorjahr

In den ersten sechs Monaten 05/06 (April bis September) war das Betriebsergebnis des Konzerns "mehraufwandsbedingt" mit 4,2 Mio. Euro unter dem Vorjahresergebnis von 5,1 Mio. Euro gelegen. Das EGT (Ergebnis aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit) sank von 3,6 auf 2,0 Mio. Euro, der Periodenüberschuss von 3,4 auf 2,6 Mio. Euro und der Cash-Flow aus dem Ergebnis von 7,9 auf 7,4 Mio. Euro. Den Umsatz dagegen hat Eybl im ersten Halbjahr auf 169,0 Mio. Euro gesteigert, nach 167,8 Mio. Euro im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Auch der Auftragsstand sei im ersten Halbjahr mit 1,3 Mrd. Euro über dem Vorjahresniveau gelegen, erklärte der Vorstand.

Die Eigenkapitalquote von Eybl verbesserte sich per 30.9.2005 trotz Gewinnrückgang gegenüber dem Vorjahresstichtag von 32,4 auf 33,6 Prozent. Die Eybl-Gruppe verfüge damit "über eine solide und ausgewogene Bilanzstruktur und eine der besten Kapitaldecken der Branche", betonte das Unternehmen.

Hohes Interesse an Anleihe

Die diese Woche begebene neue Eybl-Anleihe ist bei Investoren unterdessen auf hohes Interesse gestoßen. Die Anleihe sei 27 Prozent überzeichnet gewesen, das Anleihenvolumen deshalb um ein Fünftel auf 60 Mio. Euro erhöht worden, teilte Elsner am Donnerstag weiter mit. Zwei Drittel des frischen Geldes sollen "in die weitere Verbesserung der Finanzierungsstruktur" von Eybl fließen, mit den restlichen 20 Mio. Euro will das Unternehmen "aktiv zur Konsolidierung" in der Zulieferbranche stecken, konkret in den Zukauf von Produktionsaufträgen Pleite gegangener Konkurrenten. An komplette Firmenübernahmen denkt Eybl aber weiterhin nicht.

Die im Prime Market der Wiener Börse notierte Eybl-Aktie notierte zu Jahresbeginn noch bei mehr als 26 Euro. Nach Veröffentlichung der Halbjahreszahlen hat die Aktie weiter verloren. Mit 17,50 Euro lag das Papier am Donnerstag 2,8 Prozent unter dem Schlusskurs von Dienstag, vor dem Nationalfeiertag, und damit nur 2 Cent über ihrem Zwölf-Monatstief. (APA)