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Außenminister Talbak Nazarow: USA haben nicht vor, Militärbasen in Tadschikistan zu errichten.

Foto: REUTERS/ Chip East
Duschanbe/Wien - Tadschikistan wurde in letzter Zeit gleich von zwei US-Ministern beehrt, Pentagon-Chef Donald Rumsfeld war im Sommer da, und im Oktober US-Außenministerin Condoleezza Rice. Die Gerüchte, dass die USA vorhaben, Militärstützpunkte in die zentralste der zentralasiatischen Republiken zu verlegen - in Usbekistan sind sie ja wegen Regimekritik in Ungnade gefallen und müssen weg -, wollen nicht verstummen. Was die alten Freunde des Regimes von Präsident Imomali Rachmonow, die Russen, wenig freuen dürfte.

Außenminister Talbak Nazarow antwortet im STANDARD-Interview auf die Frage, ob eine ständige US-Militärpräsenz in Tadschikistan möglich sei, eher ausweichend: Man solle sich anhören, was Rice in einer Pressekonferenz gesagt habe - es gebe keine Absicht der USA, Militärbasen in Tadschikistan zu errichten. Nazarow betont gleichzeitig die große Dankbarkeit Tadschikistans - das bis 1997 in einen grausamen Bürgerkrieg verstrickt war und bitterarm ist - gegenüber den USA für humanitäre Hilfe und drückt die Hoffnung auf Entwicklungshilfe für große Projekte aus.

Anti-Terror-Partner

Seinerseits habe Tadschikistan nach 9/11 den USA sofort bei ihrem Antiterrorkampf an der Seite gestanden: Man habe der Nordallianz bei ihrem Befreiungskampf in Afghanistan geholfen und die Mitglieder der Koalition mannigfaltig unterstützt, durch Information und durch Öffnung der Kommunikationswege zu Luft und zu Land - Frankreich bekam einen Flughafen zur Verfügung gestellt.

Dem STANDARD, der gemeinsam mit einer Delegation der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und des österreichischen Außenministeriums in Duschanbe war, erklärt Nazarow seine Außenpolitik so: "Mit wem hält es Tadschikistan? Tadschikistan hält es mit allen. Wir wollen viele Freunde." Russland sei einer der führenden Partner, wie auch andere, aber die Beziehungen zu den USA hätten sich nach 9/11 rasch entwickelt. Historisch und kulturell ist man dazu eng mit dem Iran verbunden, Tadschikistan ist ja die einzige zentralasiatische Republik, in der man keine Turksprache, sondern eine iranische Sprache spricht, und so manch einer - etwa in der Tadschikischen Akademie der Wissenschaften - etwas darauf hält, ein Arier zu sein.

Nun ist ja der Iran überhaupt und wegen seiner nuklearen Ambitionen im Speziellen ein "Schurkenstaat" der USA: Wie geht die tadschikische Regierung damit um beziehungsweise wird sie von den USA zu Iran konsultiert? Nein, das sei kein Thema, sagt Nazarow, über den Iran würde man mit den USA nicht reden, und über das iranische Atomprogramm wisse man nichts, außer dass Teheran behaupte, es diene allein friedlichen Zwecken. "Aber wenn ein Land ein strategisches Übergewicht bekommt, dann würde das die Balance in der Region ändern", und das könne Tadschikistan nicht gefallen. Das Thema Religion wird zwischen den beiden Ländern übrigens ausgespart, Tadschikistan ist ja ein säkularer Staat wie die anderen zentralasiatischen Republiken auch, wenn auch als einziger einer mit einer offiziell erlaubten islamischen Partei.

Zu den Vorgängen im kaukasischen Georgien und beim Nachbarn Kirgistan plus den Demonstrationen in Usbekistan versichert Nazarow: "Eine Fortsetzung der bunten Revolutionen wird es in Tadschikistan nicht geben. Durch eine Revolution wird die Wirtschaft nicht besser, und nur dann hätte sie eine Unterstützung." Die Tadschiken hätten durch Unruhen schon genug gelitten: "Der Bürgerkrieg wird hundert Jahre lang nicht vergessen werden". (DER STANDARD, Printausgabe, 27.10.2005)