REUTERS/Anwar Mirza

Islamische Schulbücher lehren, dass Fotografieren von Lebewesen ein Götzendienst sei.

Riad/Kairo - Wer in Saudiarabien einen Menschen oder ein Tier fotografiert, riskiert Prügel oder Ärger mit der Religionspolizei. Die Fotografen glauben, dass dies zum Teil an Schulbüchern zur Islamkunde liegt, in denen die Fotografie als eine Art Götzendienst verteufelt wird. "Wenn ich von einem Schüler der neunten Klasse angegriffen werde, dann mache ich ihm keinen Vorwurf, sondern dem Erziehungsministerium und den Lehrern", sagte Chaled al-Atik von der saudiarabischen Fotografenvereinigung der Zeitung "Arab News" (Montagausgabe).

Ministerium will Schulbuchtext ändern

Wie die Zeitung weiter berichtete, will das Ministerium einen Schulbuchtext nun ändern lassen, in dem es zum Thema Fotografie heißt: "Lebewesen abzubilden, Tiere oder Menschen, ob in Lebensgröße oder auf einem Papier, das man an die Wand hängt, ist verboten, weil es die Schöpfung Gottes imitiert." Der Vizeminister für Erziehung, Said al-Malis, erklärte, der Text werde nun geändert, da er "zu Verwirrung bei den Schülern" führen könne.

Pressefotograf abgeführt

In der Hauptstadt Riad war kürzlich ein Pressefotograf von Religionspolizisten ("Mutawa'een") abgeführt worden, weil er während eines Sandsturms entwurzelte Bäume fotografiert hatte. Die "Mutawa" begründeten dies damit, "dass auch Bäume zu Gottes Schöpfung gehören" und dass sich der Fotograf durch die Aufnahme der auf dem Boden liegenden Bäume, "über Gottes Schöpfung lustig macht".

Mohammed al-Ghannam, der als Islam-Lehrer an einer Mittelschule arbeitet, sagte "Arab News", an seiner Schule dürften die Kinder auch keine Lebewesen zeichnen, sondern nur Landschaften ohne Tiere. "Wenn der Schüler zum Beispiel einen Falken zeichnen möchte, dann zeichnet er nur den Körper ohne den Kopf. Oder er könnte eine Linie zwischen Körper und Hals zeichnen. Einen kompletten Vogel zu zeichnen, ist im Islam nicht erlaubt." (APA)