Standard: Die Ausschreitungen beim Wiener Fußballderby waren seit Tagen absehbar - und dennoch von der Exekutive nicht zu verhindern? Marek: Der Exekutive sind in mancher Hinsicht die Hände gebunden. Ihre Aufgabe bei Bundesliga-Spielen ist es, gefährliche Angriffe zu verhindern, Spieler und unbeteiligte Zuseher zu schützen. Das ist geschehen. Alles andere ist Veranstaltersache, ähnlich wie bei Rockkonzerten. Das beginnt bei den Eingangskontrollen.

STANDARD: Hat der Ordnerdienst versagt, wenn derart viele Fans mit Feuerwerkskörpern in ein Stadion gelangen können?
Marek: Insgesamt ist die Qualität der Ordnerdienste hinsichtlich der EM 2008 zu verbessern. Doch gerade am Samstag wurde gut kontrolliert, auch mit Metalldetektoren. Aber die schlagen nicht auf alles an. Die Burschen wissen schon, wie sie etwas zerlegen, ins Stadion schaffen und dort wieder zusammenbauen.

STANDARD: Bei Spielen in England gibt's längst keine Ausschreitungen mehr. Wie ist man der Hooligans dort Herr geworden?
Marek: In England ist das Werfen eines Gegenstandes aufs Spielfeld ein strafrechtlicher Tatbestand. Dort geht auch ins Gefängnis, wer sich einem Stadion- oder Ausreiseverbot widersetzt. Das ist eine andere Abschreckung als bei uns. Hier können nur die Vereine Hausverbote erteilen, wie das etwa Mateschitz in Salzburg getan hat. Aber viele Klubfunktionäre agieren hier gehemmt. Wir regen an, dass künftig die Bundesliga solche Hausverbote ausspricht.

STANDARD: Wie gut arbeiten Sie mit der Liga zusammen?
Marek: Ich habe schon mit Bundesliga-Vorstand Georg Pangl geredet. Ich wünsche mir, dass Risikospiele wie das Derby am Samstag auf Anregung der Exekutive künftig im Happel-Stadion stattfinden. Die Bundesliga müsste ein Regulativ schaffen. Auf europäischer Ebene passiert das ja auch, dass die UEFA zum Beispiel ein Match auf neutralen Boden verlegt oder unter Ausschluss der Öffentlichkeit spielen lässt.

STANDARD: Haben Sie vor, neue Gesetze anzuregen?
Marek: Einige Vorschläge werden derzeit intern begutachtet. Die Gefährder-Ansprache würde bedeuten, dass man auffällige Personen vorladen und ihnen klar machen kann, welches Risiko sie eingehen. Auch das Erstellen einer Gefährder-Datei und das Festlegen von Sicherheitsbereichen rund um die Stadien sind internationaler Standard.

ZUR PERSON: Günther Marek (44) ist ältester ("auch wenn's nicht so aussieht") von drei Söhnen des ehemaligen Wiener Polizei-Vizepräsidenten. Er kickte in seiner Jugend für Rapid. (DER STANDARD, Printausgabe, Montag, 24. Oktober 2005)