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Siegesjubel Marke Maier.

Foto: APA/AP/Joensson
Sölden - Nicht Bode Miller, sondern Hermann Maier ist seit Sonntag der "König von Sölden". Der bald 33-jährige Salzburger gewann am Sonntag beim Saisonauftakt vor 16.000 Zuschauern in einem begeisternden Derby den Weltcup-Riesentorlauf 0,07 Sekunden vor Miller sowie seinem ÖSV-Teamkollegen Rainer Schönfelder (+0,18) und avancierte mit seinem 51. Weltcup-Erfolg zum ersten Dreifach-Sieger in Sölden. Benjamin Raich rundete als Vierter vor dem kanadischen Überraschungsmann Francois Bourque (Startnummer 49) ein tolles ÖSV-Ergebnis ab.

Zähne zusammengebissen

Damit gelang dem ÖSV, der am Mittwoch im Wiener Museumsquartier seinen 100. Geburtstag feiert, ein Traumstart in den Olympiawinter. Weil Aushängeschild Hermann Maier für eine Sensation sorgte, mit der nicht unbedingt zu rechnen gewesen war. Der RTL-Weltmeister von Bormio 2005 hatte nach dem Trainingssturz in Neuseeland das Training deutlich zurückschrauben müssen, war für Sölden am Knöchel fitgespritzt worden und erst am Samstag angereist.

Trotzdem biss Maier schon in Lauf eins die Zähne zusammen, wurde mit Startnummer eins Fünfter. Im Finale fuhr der Flachauer dann den Übergang ins Flache perfekt und raste sogar noch zum knappen Triumph über Halbzeit-Leader Miller. Der US-Star, der in den vergangen zwei Jahren das Gletscher-Derby mit jeweils über einer Sekunde Vorsprung souverän gewonnen hatte, verspielte trotz seines auf 100 Kilo angewachsenen Kampfgewichts im flachen Schlussteil gleich 95 Hundertstel Vorsprung.

"Herminator" mit Gefühl

Dementsprechend überrascht und emotional reagierte Maier. Er warf im Ziel die Atomic-Siegerski von sich, wälzte sich vor Freude im Schnee und dann flossen beim eisenharten "Herminator" sogar die Tränen. Den letzten Weltcup-Riesentorlauf hatte er am 10. März 2001 beim Finale in Aare und damit noch vor seinem schweren und lebensverändernden Motorrad-Unfall gefeiert. Heuer im Februar war Maier in Bormio RTL-Weltmeister geworden.

"Ich hatte mich schon mit Platz zwei abgefunden, nicht mehr mit einem Sieg gerechnet", erklärte Maier seinen Emotionsausbruch und war zunächst fassungslos. "Auch mein bis heute letztes Rennen mit Startnummer eins habe ich in Japan gewonnen, die Nummer bringt mir offenbar Glück", strahlte Maier, dem in der Begeisterung aber prompt wieder der Schmerz im verletzten linken Knöchel einschoss.

Miller am Ende noch distanziert

Maier gab sich aber sportlich fair und verwies darauf, dass die Konkurrenten womöglich schlechtere Sicht als er gehabt hätten. Mit Miller gab es eine herzliche Umarmung und der US-Superstar gratulierte, obwohl er den Sölden-Hattrick hauchdünn verpasst hatte. "Das war großartig von Hermann. Im Ziel hat er gefeiert wie Tomba", scherzte Miller. Apropos Alberto Tomba: Maier überholte den italienischen Supertechniker mit seinem 51. Weltcup-Sieg in der "ewigen Bestenliste" und hält nun hinter dem schwedischen Ausnahmeläufer Ingemar Stenmark (86) alleine Platz zwei.

"Natürlich hätte ich lieber gewonnen, dafür habe ich aber zu viele Fehler gemacht. Am Ende fehlte das ganze Tempo", wusste Miller, warum er seinen 20. Weltcupsieg verpasst hatte. Sein US-Landsmann Ted Ligety (Startnummer 64) fuhr dagegen mit Bestzeit im zweiten Heat noch auf Rang acht.

Stockerl für "Schöni"

Neben Maier durfte auch Schönfelder ("Ich habe bestätigt, dass ich Riesenfortschritte gemacht habe") jubeln, für den in Wien wohnenden Slalomspezialisten aus Kärnten war Rang drei der erste Podestplatz in dieser Disziplin. Raich, nach dem ersten Lauf noch Zweiter hinter Miller, verdaute den Sturz vom Podest in den Armen von Freundin Marlies Schild.

Mit drei Läufern in den Top Vier und neun in den Top 21 zeigten die ÖSV-Herren, die ein Drittel der Finalteilnehmer gestellt hatten, auch mannschaftlich groß auf. Verbandschef Peter Schröcksnadel bedankte sich : "Ein schönes Geburtstags-Geschenk." (APA)

Endergebnis

Zweiter Lauf:

1. Ted Ligety (USA) 1:08,59 Minuten 2. Alberto Schieppati (ITA) 1:08,70 +0,11 Sekunden 3. Thomas Grandi (CAN) 1:08,80 +0,21 4. Hermann Maier (AUT) 1:08,84 +0,25 . Mario Matt (AUT) 1:08,84 +0,25 6. Rainer Schönfelder (AUT) 1:09,01 +0,42 7. Francois Bourque (CAN) 1:09,12 +0,53 8. Andreas Schifferer (AUT) 1:09,42 +0,83 9. Hannes Reichelt (AUT) 1:09,51 +0,92 10. Gauthier de Tessieres (FRA) 1:09,52 +0,93 weiter: 16. Stephan Görgl (AUT) 1:09,88 +1,29 17. Benjamin Raich (AUT) 1:09,93 +1,34 18. Massimiliano Blardone (ITA) 1:09,97 +1,38 22. Christoph Gruber (AUT) 1:10,40 +1,81 23. Michael Walchhofer (AUT) 1:10,52 +1,93

Erster Lauf:

1. Bode Miller (USA) 1:08,04 2. Benjamin Raich (AUT) 1:08,44 +0,40 3. Massimiliano Blardone (ITA) 1:08,50 +0,46 4. Fredrik Nyberg (SWE) 1:08,75 +0,71 5. Hermann Maier (AUT) 1:08,76 +0,72 6. Rainer Schönfelder (AUT) 1:08,77 +0,73 7. Didier Cuche (SUI) 1:09,06 +1,02 8. Kalle Palander (FIN) 1:09,11 +1,07 9. Christoph Gruber (AUT) 1:09,16 +1,12 . Didier Defago (SUI) 1:09,16 +1,12 . Stephan Görgl (AUT) 1:09,16 +1,12 12. Aksel Lund Svindal (NOR) 1:09,25 +1,21 13. Michael Walchhofer (AUT) 1:09,29 +1,25 14. Francois Bourque (CAN) 1:09,30 +1,26 15. Davide Simoncelli (ITA) 1:09,54 +1,50 weiter: 17. Hannes Reichelt (AUT) 1:09,81 +1,77 27. Mario Matt (AUT) 1:10,26 +2,22 28. Patrick Bechter (AUT) 1:10,34 +2,30 29. Andreas Schifferer (AUT) 1:10,36 +2,32