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Ein Laborraum im Chemie-Hochhaus, dem Sorgenkind der Technischen Uni Wien.

Foto: APA/HARALD SCHNEIDER
Wien/Innsbruck – Mitunter brauchen die Dinge eben eine gewisse Anlaufzeit. Für Manfred Gantner war es Mitte dieser Woche dann aber soweit. Seit der Rektor der Uni Innsbruck, der gleichzeitig Vizerektor der Rektorenkonferenz und in dieser Funktion deren "Finanzminister" ist, zu einem Gespräch mit ,Kollege' Karl- Heinz Grasser, Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, sowie Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (beide VP) zusammengekommen ist, ortet er zumindest "politisches Verständnis" für die Sanierungsprobleme der Unis. Die Politiker hätten jedenfalls zugesagt, "ehebaldigst" jene gesetzliche Bestimmung des UG 2002 zu ändern, derzufolge die Rektoren für die Hochschulgebäude haften.

Zentimeterfrage

Logische Schlussfolgerung für Gantner: "Die Haftung muss zurück zum Bund oder zur BIG", zumindest solange, bis jene 23 Gebäude, die generalsaniert werden müssen, wieder intakt sind. Aber auch dann gelten für den Rest nicht mehr nur die Brandschutzregeln, sondern auch die – wesentlich strengeren – Arbeitnehmerschutzbestimmungen. Allein an Gantners Uni müssen Stiegengeländer, die früher 80 Zentimetern hoch sein durften, um etwa 15 Zentimeter erhöht werden. Für die 23 problematischten Gebäude müssen rund 600 Millionen Euro extra investiert werden. Einige erwägen angesichts der drohenden Sanierungskosten einen Neubau.

Darunter auch die Wiener Wirtschaftsuniversität. Bei Sonnenschein heizt sich der WU-Glasbaukasten auf, regnet es hingegen, dann auch ins Innere des Gebäudes, das über einige undichte Stellen verfügt. Bis Jahresende soll die Standortentscheidung fallen. Davor gilt es, die letzten Verhandlungen mit der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) abzuwarten, von der man das Gebäude – wie die meisten anderen Unis auch – mietet.

Neu hinzu kommt, dass der Grundstückseigentümer ÖBB die Liegenschaft an den Vermieter BIG verkaufen möchte. Wodurch die Uni künftig höhere Mieten bezahlen müsse.

Ein Szenario, das auch der Wiener Universitätszahnklinik bevorsteht. Die Zahnmediziner wollen auf eine Kombination aus Sanierung und Neubau setzen. Desolate Fassaden, fehlende Brandschutz- Kompatibilität, sowie quantitativ und qualitativ mangelhafte Sanitäranlagen (die derzeit mitunter von Patienten, Studenten und Ärzten geteilt werden müssen und teils nicht einmal über ein Waschbecken verfügen) machen die Neugestaltung nötig. Der Bund hat diese Pläne zwar bereits abgesegnet, eine konkrete Finanzierungszusage, dass man die entstehenden Kosten in Höhe von 50 Millionen Euro, sowie die künftig erhöhten Mietpreise auch übernehmen werde, gibt es aber nicht.

Auch an der TU Wien liegen die Ergebnisse jener Arbeitsgruppe auf dem Tisch, die über absiedeln, oder nicht absiedeln beraten sollte. 13 Standorte standen zur Wahl, darunter drei in Niederösterreich, der Rest in Wien. Mitte November will man sich mit Experten befreundeter Unis (EHT Zürich, TU München, TU Graz) beraten. Bis Jahresende soll eine Entscheidung fallen. Und die kann Sanierung, Teilabsiedlung oder Gesamtumzug heißen. Letzteres würde rund zehn bis 20 Jahre dauern, heißt es an der TU. (DER STANDARD, Printausgabe, 22./23.10.2005)