Wien – Die soziale Stellung eines Schülers hat wesentlich größere Einflüsse auf seine Lernerfolge als bisher angenommen. Das geht aus einer statistischen Detailanalyse der Ergebnisse der Pisa-Studie hervor. Der Wiener Statistik- Professor Erich Neuwirth zum Standard : "Bisher wurde pauschal erklärt, dass Österreichs Schüler bei den naturwissenschaftlichen Teilen der Pisa- Untersuchungen stark abgestürzt wären. Eine genauere Betrachtung zeigt aber, dass es besonders jene Fragen sind, bei denen es auf das Verständnis der Fragestellung ankommt, in denen es eine deutliche Verschlechterung gegeben hat."

Wer sprachlich nicht auf der Höhe ist – etwa, weil das Lesevermögen unterentwickelt ist – kann bei verbal gestellten Aufgaben, in denen nicht nach Multiple Choice bloss eine Antwort anzukreuzen ist, kaum mithalten.

Das wiederum hängt eng mit dem Bildungsgrad der Eltern zusammen – je höher die Bildung der Eltern ist, desto besser können die Kinder lesen und verstehen. Beim Textverständnis habe es die größten Verschlechterungen gegeben – hier müsste die Bildungspolitik also ansetzen, empfiehlt Neuwirth zum Ausgleich sozialer Differenzen.

Auch Pisa-Chef Günter Haider ist mit der Bildungspolitik unzufrieden – das so genannte "Schulpaket II" von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer löse überhaupt "Widerstand in der ganzen pädagogischen Landschaft" aus. Österreich drohe international "hinten dran" zu bleiben, meinen Haider und der von der SPÖ gestellte Salzburger Landesschulrats-Präsident Herbert Gimpl. Aus der Koalition kommen ähnliche Stimmen: BZÖ- Wissenschaftssprecherin Magda Bleckmann nennt die Schulpakete bloß einen "ersten kleinen Schritt". (DER STANDARD-Printausgabe, 21.10.2005)