Foto: STANDARTD/Christian Fischer
STANDARD: Der Wahlkampf überzieht die Stadt, was ist Ihre erste Assoziation?

Franzobel: Populismus.

STANDARD: An wen denken Sie, wen haben Sie im Auge?

Franzobel: Die meisten. Am populistischsten ist natürlich Strache, aber auch Häupl fördert diesen Populismus. Ich find es interessant, dass Heinz-Christian Straches Wahlkampf ziemlich deckungsgleich ist mit dem Wahlkampf, den Haider vor ein paar Jahren geführt hat. Ich bin gespannt, ob das noch immer funktioniert, ob die Personen völlig austauschbar sind, um Stimmen zu bekommen.

STANDARD: Slogans bestimmen jeden Wahlkampf.

Franzobel: Was mir ins Auge sticht, ist diese Vollplakatierung der Stadt. Ich bin ja in Oberösterreich gemeldet und kann in Wien gar nicht wählen. Ich empfinde das eigentlich als Störung, dass ich mit diesen seltsamen Slogans dauernd konfrontiert werde. Das ist wie eine Dauerwerbeeinschaltung.

STANDARD: Sie haben über Ihr Stück "Hunt oder Der totale Februar" gesagt, dass es zeigt, wie Politik Menschen kaputt macht. Trifft das generell zu?

Franzobel: Ja, das glaube ich auf jeden Fall. Man sieht, dass Politiker oft Themen vertreten, an die sie selbst nicht mehr glauben, einfach weil es Parteilinie ist. Ich denke schon, dass dieser ganze Mechanismus – und da sind natürlich auch die Medien nicht ganz unschuldig – den einzelnen zerreibt oder ihm quasi keine Freiheit mehr lässt, seine eigene Meinung zu sagen. Man wird ja auch als Volk kaputtgemacht, wenn man von Leuten regiert wird, die keine Charaktere mehr sind und die nur mehr auf ihre eigene Karriere bedacht sind. (DER STANDARD, Printausgabe, 20.10.2005)