Airbus-Chef Gustav Humbert (li.), Niki Lauda und der Chef der Air Berlin, Joachim Hunold, luden zur Party unter dem Motto: "Fly into the sunshine" im Hangar am Berliner Flughafen Tempelhof.

Foto: Niki
Wien - Kapitän Niki Lauda schockte seine Gäste während des Sonderfluges HG 0001 Richtung Wien am Mittwochmorgen nach einer langen Nacht in Berlin gleich beim Frühstück mit einer Durchsage: "Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie: Die gute ist, wir sind auf 33.000 Fuß, die schlechte ist, wir werden wegen der hohe Landegebühren in Wien in Bratislava landen, dort erwartet sie ein Bus, der sie mit zweistündiger Verspätung nach Wien bringt."

Es sei denn, so Lauda scherzhaft, Flughafenchef Herbert Kaufmann, in Reihe zehn, zeigt sich gnädig. Für ganz kurze Zeit verschlug es sogar Ernest Eisner. Leiter des Abfertigungsdienstes am Flughafen die Rede. Und selbst Do&Co-Chef Attila Dogudan blicke in einer ersten Reaktion erschrocken auf die Uhr - ehe allerseits Gelächter ausbrach. Der Flieger kam jedenfalls pünktlich in Wien an.

Neue Maschinen

Gewollt verzögert hat sich der Abflug am Dienstagabend zur Air-Berlin-Niki-Party. Dort wurde die Ankunft der ersten A320-Maschinen aus einer ganzen Flotte von Mittelstreckenflugzeugen gefeiert. Denn Lauda sollte - so die Regie - erst kurz nach der Landung der Air Berlin seinen neuen Airbus in Berlin Tempelhof aufsetzen.

Die Niki-Flugbegleiterinnen - in neuem Beige und Jeansblau samt dazupassenden Mänteln gekleidet - warteten bereits, um Lauda Geleit beim Ausstieg aus der Maschine zu geben, da griff plötzlich Designer Hannes Rausch noch einmal ein. Stopp: Eine Stewardess hatte den Schal nicht umgebunden, das störte das geschulte Auge des langjährigen Lauda-Designers.

Als Lauda dann im Blitzlichtergewitter zu Air-Berlin-Chef Joachim Hunold ging, fühlten sich manche an längst vergangene Zeiten zurückversetzt. 1997 übernahm Lauda als damaliger Chef der Lauda-Air seine erste Boeing 777: Lauda überstellte den Flieger von Seattle nach Wien, Rausch kreierte damals eine Modeschau mit Lauda-Flugbegleiterinnen im Flieger, von Do&Co kam das Catering.

Als die 777 in Schwechat ankam, fand ein Megaevent mit 35.000 geladenen Gästen statt. Am Dienstagabend feierten Air Berlin und Niki im kleineren Rahmen mit etwa 1000 Gästen im Hangar die neuen Flieger.

Im Unterschied zu Lauda, der seit fast zwei Jahren mit Airbus-Maschinen fliegt, setzte die Air Berlin bisher ausschließlich auf Boeing.

Dabei standen die achtmonatigen Verhandlungen anfangs unter gar keinen guten Stern: "Airbus hat uns zunächst gar nicht ernst genommen, die glaubten wir wollen nur den Preis drücken", schildert Hunold.

Parallele Verhandlungen

Hunold und Lauda verhandelten parallel, Lauda mit Airbus, Hunold mit Boeing. Als der deutsche Gustav Humbert heuer im Juni neuer Airbus-Chef wurde, wendete sich das Blatt und der 4,5-Mrd.-Euro-Deal wurde bei einem Mittagessen in Toulouse per Handschlag besiegelt. Air Berlin bestellte 60 A320 fix und hat eine Option auf weitere 40. Niki bekommt zehn und hat eine Option auf weitere zehn.

Lauda hat derzeit fünf Flugzeuge, im Frühjahr 2006 kommt der nächste. Jedes Jahr bis 2011 kommt einer dazu, die vorhandene geleaste Flieger ersetzen. Hunold will die Boeings bis 2011 in der Flotte behalten und dann entscheiden, ob er bei der Zweiflottenstrategie bleibt. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.10.2005)