Wien - Wenn Österreich den Eignungstest für das Medizinstudium in der Schweiz (EMS) bereits 2006 durchführen will, "erfordert das massivste Anstrengungen" und rasches Handeln. Das erklärte der Leiter des Zentrums für Testentwicklung und Diagnostik (ZTD) am Departement für Psychologie der Universität Freiburg, Klaus-Dieter Hänsgen, am Dienstag im Gespräch mit der APA. Deutschland habe für die Einführung des Tests sechs Jahre Vorlauf gebraucht, die Schweiz drei Jahre.

Wie aus den Unterlagen des ZTD hervorgeht, zieht mit Einführung des EMS europäische Normalität in das österreichische Medizin-Uni-System ein: demnach haben 33 europäische Länder eine Zulassung nach Eignung und Leistung, ebenso wie die USA, Kanada, Japan und Australien.

Der ursprünglich in Deutschland entwickelte und eingesetzte Test wurde von der Schweiz übernommen und wird für die Bewerberauswahl in den Studienrichtungen Human- (seit 1998), Veterinär- (seit 1999) und Zahnmedizin (seit 2004) eingesetzt. Und zwar an den deutschsprachigen Universitäten Basel, Bern, Freiburg und Zürich, wo im Gegensatz zu Genf, Lausanne und Neuenburg kapazitätsbegründete Zulassungsbeschränkungen gelten.

So haben sich für 2005 im Bereich Humanmedizin 1.525 Bewerber für die insgesamt 546 zur Verfügung stehenden Studienplätze beworben (Anmeldung bis Ende Mai). Tatsächlich zum Test angetreten (Anfang Juli) sind dann 1.107 Bewerber, jene mit der höchsten Punktezahl erhielten die Studienplätze (Testergebnis und Zuweisung der Studienplätze erfolgt Mitte August). Der Test fand zeitgleich an acht Testorten in der Schweiz in drei Sprachen statt.

Abgefragt wird "bewusst nicht medizinisches Vorwissen", betonte Hänsgen, "denn wir wollen, dass die soziale Verträglichkeit der Tests hoch bleibt, indem die Studierfähigkeit voraussetzungslos getestet wird." Die neun Untertests des EMS, die in rund fünf Stunden zu absolvieren sind (eine Stunde Mittagspause), prüfen vielmehr u.a. differenzierte visuelle Wahrnehmung, Verständnis für medizinisch-naturwissenschaftliche Problemstellungen, räumliches Vorstellungsvermögen, Konzentrationsfähigkeit, Interpretation von Diagrammen und Tabellen, usw.

Seitens des ZTD wird betont, dass man sich auf den Test vorbereiten muss, etwa durch die Durchführung der veröffentlichten Originalversion unter Zeitdruck. Eine der ersten Maßnahmen, die Österreich bei Einführung des Tests durchführen müsste, wäre laut Hänsgen die Ausarbeitung einer ausführlichen Test-Information mit Erläuterungen zum Test, zu seinem Ablauf und Beispielaufgaben, die allen Teilnehmern übersandt wird. Ein Besuch eines der zahlreichen, zum Teil aggressiv beworbenen kommerziellen Trainingskurse sei "nicht notwendig", sie seien dem selbstständigen Üben keinesfalls überlegen. Laut ZTD kann EMS den Studienerfolg sehr gut voraussagen, "je besser der Testwert ist, umso sicherer kann man sein, gute Chancen zu haben, das Studium erfolgreich abzuschließen". (APA)