Wien - An den drei österreichischen Medizin-Universitäten wird auch im kommenden Studienjahr kein einheitliches Aufnahmeverfahren eingeführt. Zwar soll es die selben Termine für die Voranmeldung sowie für die Zulassungsprüfung geben und die Voranmeldung nach einem gemeinsamen elektronischen Verfahren erfolgen - in Wien und Innsbruck wird für die Prüfung allerdings der Schweizer Eignungstest für das Medizinstudium (EMS) etabliert, in Graz ein Multiple-Choice-Test.

Kosten unklar

Die Studienplätze in Wien und Innsbruck werden gemeinsam vergeben, betonte der Rektor der Medizin-Universität Wien, Wolfgang Schütz, bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Das heißt, dass nach den Testergebnissen ein einheitliches Ranking erstellt wird - die Besten können sich dann aussuchen, wo sie studieren. Der EMS habe sich dafür als besonders geeignet erwiesen, so Schütz: Es gebe dabei eindeutig eine Korrelation zwischen den Test-Ergebnissen und dem späteren Studienerfolg.

Die Finanzierung sei aber noch nicht geklärt, denn bislang habe man mit den Schweizern, denen der Test abgekauft werden müsste, noch keine Gespräche geführt. Grundsätzlich will man künftig den Test am gleichen Tag wie in der Schweiz durchführen.

Graz verlegt Auswahl vor Studienbeginn

Graz schert allerdings aus: Zwar wird die Studentenselektion vom Ende des ersten Semesters auf einen Zeitpunkt vor der Zulassung verlegt - am eigenen Eignungstest hält man aber fest. Dieser soll Wissen überprüfen, das sich die Studierenden wie schon jetzt auf der Basis eines virtuellen Campus erwerben müssen.

Bislang hatte sich die Medizinuni Graz immer gegen eine Aufnahmeprüfung zu Studienbeginn ausgesprochen. Auch hatten sich die Grazer ursprünglich für den Schweizer Test entschieden, nahm aber erst vergangene Woche wieder Abstand davon. Die Begründung von Vizerektor Gilbert Reibnegger: Man habe einen "grauen Markt" von kommerziellen Anbietern teurer Trainingskurse für die persönlichen Eignungstest registriert, so Reibnegger. Diesen wolle man keinesfalls ankurbeln.

Steuerungsgruppe

Das Thema Hochschulzugang will die Rektorenkonferenz (ÖRK) außerdem wissenschaftlich angehen. In den kommenden Wochen werden Studien beauftragt, die von einer Steuerungsgruppe unter Montan-Uni-Rektor Wolfhard Wegscheider betreut werden. Mit den Erkenntnissen wollen die Rektoren für die Regierungsverhandlungen nach den Wahlen im Herbst 2006 gewappnet sein, so ÖRK-Chef Christoph Badelt. Bestandteil der Studien sollen unter anderem die aktuellen Zugangsregelungen und Auswahlverfahren in Europa sowie "Zielkonflikte" wie "freier Hochschulzugang versus Bedarf des Arbeitsmarkts" oder "wünschenswerte Bildungsbeteiligung" sein.

Rektoren fordern mehr Geld

Auch auf die Verhandlungen um das Uni-Budget haben sich die Rektoren vorbereitet: Neben den auch vom Bildungsministerium anerkannten Fehlbeträgen von rund 100 Mio. Euro für die Jahre 2005 und 2006 gibt es noch zahlreiche andere "Baustellen". So hätten die Unis wie vom Universitätsgesetz vorgeschrieben neue Organisations- und Entwicklungspläne erstellt, um sich im Wettbewerb zu positionieren - dafür müsse es in den ab 2007 abzuschließenden Leistungsvereinbarungen zusätzliches Geld geben, so der Rektor der Uni Innsbruck und ÖRK-"Finanzminister" Manfried Gantner.

Darüber hinaus habe man eine große Anzahl von "ziemlich kaputten Gebäuden" übernommen. Allein die "Shortlist" der 23 dringendsten Sanierungsobjekte erfordere 600 Mio. Euro ohne Planungskosten, Einrichtung und Mehrwertsteuer, so Gantner. In den restlichen 80 Prozent der Gebäude wiederum gelte es, die Arbeitnehmerschutzbestimmungen umzusetzen, was die Betriebsräte zu Recht vehement einforderten. Derzeit würden die Rektoren dafür gesetzlich haften - aus dieser Haftung wolle man entlassen werden, bis die Arbeitnehmerschutzbestimmungen umgesetzt seien, forderte Gantner.

Weitere finanzielle Wünsche

Weitere finanzielle Wünsche der Rektoren: Die Ersetzung der noch nicht quantifizierbaren Kosten für die Umstellung auf das dreigliedrige Bologna-Modell (Bakkalaureat, Magisterium, Doktorat), da damit fünf statt wie bisher vier Jahrgänge betreut werden müssen sowie die Abdeckung der Preissteigerungen bei Energie, wissenschaftlichen Zeitschriften und spezialisierten Anlagen.

Außerdem verhandle man einen Kollektivvertrag, bei dem eine "Drehung der Lebenseinkommenskurve" realistisch sei, meinte Gantner. Dies sei zwar insgesamt kostenneutral, werde aber wegen der höheren Gehälter für Junge anfangs Mehrkosten verursachen. Nach der Umstellung auf das Angestelltenrecht müssten die Unis außerdem wettbewerbsfähige Löhne zahlen, um die besten Wissenschafter zu bekommen. (APA/sof)