Wien - Das jahrelange Gerangel um die Neunutzung des Flakturms im denkmalgeschützten Wiener Augarten geht in die nächste Runde: Das Bildungsministerium hat in einem kürzlich ergangenen Bescheid grünes Licht für den umstrittenen Umbau des 55 Meter hohen Monoliths aus dem Zweiten Weltkrieg gegeben. Noch im Sommer 2004 hatte das Denkmalamt die Pläne für die Nutzung des größeren der beiden Flaktürme als Hochsicherheits-Datencenter der Firma Daten Center Vienna (DCV) abgelehnt.

Nun hat das Ministerium als zweite Instanz die Zu- und Aufbauen genehmigt, wenn auch in Verbindung mit der Erteilung bestimmter Auflagen. So darf die Aufstockung des Turms mit Büroetagen nur drei und nicht wie geplant vier oder fünf Geschoße umfassen. Außerdem wurde auch der ein Zusatzturm für Lifte und Stiegenhäuser genehmigt, der bei einem Hochhaus dieser Größe vorgeschrieben sei, wie DCV-Geschäftsführer Wolfgang Bleim im Gespräch mit dem STANDARD bestätigte.

Verein lehnt Projekt ab

Dagegen wehrt sich jetzt - zum wiederholten Male - der Verein "Freunde des Augartens". "Wir lehnen das ganze Projekt kategorisch ab und werden es vehement bekämpfen", kündigte Obmann Erwin Pönitz am Montag an. Er fürchtet "katastrophale Auswirkungen", sollte ein Teil des Parkschutzgebiets in Bauland umgewidmet werden.

Eine industrielle Nutzung des Flakturms würde eine weitere Verbauung des Augartens, zusätzliche Lärmbelästigung und ein erhöhtes Verkehrsaufkommen nach sich ziehen, ist Pönitz sicher: "Dann geht ein neues Stück des Augartens für die Bevölkerung verloren."

Alles an den Haaren herbeigezogen, kontert Bleim: "Es wird mit Sicherheit eine parkverträgliche Nutzung." Ob sich der 80 Millionen Euro teure Datenspeicher mit rund 50.000 Servern auf 13.000 Quadratmetern überhaupt rechnet, soll eine Machbarkeitsstudie bis Jahresende klären. Denn im Mittelpunkt stehe die Erhaltung und Sanierung des schwer beschädigten Flakturms.

Entscheidendes Argument

Das ist für die "Freunde des Augartens" auch das entscheidende Argument für den positiven Bescheid des Bildungsministeriums: Mit dem Umbau erspare sich der Bund die Kosten für die Sanierung, sagt Pönitz.

Das letzte Wort hat in jedem Fall die Stadt Wien, die die Baubewilligung erteilen muss. Im Büro von Planungsstadtrat Rudi Schicker (SP) gibt man sich indes bedeckt: Es werde "sicher keine Umwidmung geben". Änderungen würden in dem Maß zugelassen, wie es die Bauordnung erlaube. Das Problem: Bisher würden noch keine konkreten Pläne vorliegen.

Für Barbara Neubauer, Wiener Landeskonservatorin im Denkmalamt, ist der Eingriff "nicht vertretbar - aus fachlichen und aus moralischen Gründen." Es gebe Bedenken, dass die Bedeutung der Flaktürme als Mahnmale durch eine derartige Nutzung konterkariert werden könnte. Die Entscheidung des Ministeriums sei auch für künftige Projekte zur Flakturm-Gestaltung "problematisch".

Park-Aktivismus

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Widerstand von Park-Aktivisten gegen ein Augarten-Projekt regt: 1999 zog die Lauder-Chabad-Schule an den nördlichen Rand des Parks, 2001 wurde die Errichtung des restituierten Sportplatzes des jüdischen Hakoah-Vereins im Augarten erfolgreich bekämpft. Demnächst soll die Klaviermanufaktur Bösendorfer ins Schloss Augarten ziehen, wo sie sich zu den Wiener Sängerknaben und der Porzellan-Manufaktur gesellen wird. (DER STANDARD-Printausgabe 18.10.2005)