Das mit zwei Gitarren und oft harmonisch auch gegeneinander vorrückenden Gesangsstimmen inszenierte, durchaus auch inhaltlich sentimental gebrochene Glücksversprechen alter mexikanischer Schlager, die die beiden Protagonisten Carmelo und Arturo in Restaurants, auf Hochzeiten und Familienfeiern vertreten, wird ziemlich brutal vom Himmel auf die Erde zu Tode geholt.
Carmelo und Arturo sind beide illegale Einwanderer weit jenseits ihrer goldenen Jugend, die unter menschenunwürdigen Bedingungen in den aus ihrer Sicht tatsächlich nur unwirtlichen USA hausen, um ihre Familien daheim in Mexico finanziell über die Runden bringen zu können. Tagsüber als Autowäscher für einen Hungerlohn beschäftigt, nachts als Schnulzensänger durch die Lokale ziehend, ist es auch für den Betrachter nicht besonders angenehm, dieses Elend zu verfolgen.
Trotz aller lakonischen Bilder von einem nicht einmal noch angedachten "gelobten Land" im Norden, das mitunter nur noch mit Alkohol oder Gottesglauben bewältigbar erscheint, erleben wir zwei Musiker, die weder besonders begabt, noch mit einer Vision beschenkt sind. Ihre Entscheidung, sich illegal nach Norden schleusen zu lassen, ist rein ökonomisch bedingt. Familien wollen erhalten werden. Zu Hause geht das nicht. Punkt.
Nach drei Jahren Traurigkeit als Underdog in San Francisco ist erst einmal Schluss. Vor allem Carmelo will zurück nach Hause zur Familie und zur todkranken Mutter.
Diese nach San Francisco zweite Station des Films zeigt Carmelo zwar halbwegs gefestigt wieder im Kreis seiner Familie. Die brutalen ökonomischen Zwänge bedingen aber schon bald wieder den Wunsch, nach Norden zurückzukehren.
Ab diesem Zeitpunkt gerät Romantico vielleicht auch unabsichtlich zu einer bedrückenden Sozialstudie über Erste versus Dritte Welt. Allein das Gespräch, das Carmelo mit einem Rechtsexperten zu Hause im heimischen mexikanischen Salvatierra bezüglich US-Einwanderungsbestimmungen führt, raubt einem jegliche Illusionen über die Entscheidungsmöglichkeiten eines Lebens nach freier Wahl.