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Schulkinder empfinden wohl weiter ungetrübte Freude über den Ferienbeginn, die Lehrergewerkschaft kritisiert, dass Nachprüfungen küntig ohne zusätzliche Bezahlung schon in der Ferienzeit stattfinden sollen.

Foto: APA/dpa/Nietfeld
Wien – "Ich glaube, dass Prüfungen zum normalen Schulleben dazugehören." Und das Schulleben der Lehrer ist für Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (VP) mit dem Lehrergehalt pauschal honoriert. Das Ansinnen der Lehrergewerkschaften bezüglich der Nachprüfungen, die die Ministerin im Rahmen des Schulpakets II aus der ersten Schul- in die letzte Ferienwoche vorverlegen will, um einen effizienteren Unterrichtsbeginn zu Schulanfang sicherzustellen, hält sie daher für eher abwegig, deutete sie Montag an. "Ich halte es für einen sehr guten Vorschlag, ein volles Schuljahr als volles Schuljahr zu verstehen", sagte Gehrer.

Die AHS-Lehrergewerkschaft hatte die Nachprüfungen am Ferienende als "versteckte Arbeitszeitverkürzung" zurückgewiesen, die berufsbildenden Lehrer forderten extra "Prüfungstaxen".

"Ich kann diese Forderung nicht nachvollziehen. Nachprüfungen sind Teil der Lehrerarbeit", zeigte auch Hermann Helm, langjähriger Chef der Pflichtschullehrergewerkschaft und jetzt Generalsekretär im Bildungsministerium, wenig Verständnis für die Forderung der Lehrergewerkschaft: "Für mich ist die Startphase in der Schule entscheidend. Außerdem müssen ja auch die Eltern planen", verteidigte Helm im Gespräch mit dem Standard die Reformmaßnahme, wonach ab Herbst 2006 nach zwei "Eingewöhnungstagen" am Mittwoch voll mit dem Unterricht begonnen werden soll.

Drei Wochen Vorlauf

Zum Wehklagen der AHS- Lehrer über die vorgezogenen Nachprüfungen meint Helm: "Jeder Lehrer, der zum Beispiel eine erste Klasse Volksschule leitet, ist 100-prozentig in der letzten Ferienwoche schon in der Schule. Die AHS hatten halt bis jetzt drei Wochen Zeit zur Stundenplanerstellung, bevor's richtig losging. Künftig ist sichergestellt, dass jedes Kind und alle Eltern schon vor Ferienantritt wissen, in welcher Schule sie sein werden. Und damit wissen auch alle Direktoren und Lehrer, woran sie sind."

Änderungen kommen aber nicht nur auf die jetzigen Lehrer zu. Die für die zukünftigen Pflichtschulpädagogen geplanten Pädagogischen Hochschulen (PH), die aus den Pädagogischen Akademien entstehen sollen, stoßen auf immer breitere Kritik, zeigt sich nach Ende der Begutachtungsfrist am Montag. Ein Mitglied der von Gehrer installierten Zukunftskommission, der Salzburger Erziehungswissenschafter Ferdinand Eder, befürchtet in seiner Funktion als Präsident der Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Bildungswesen, "sehr weit reichende politische Einflussnahme" auf die PHs, wo zudem Forschung fehle.

Das Bundeskanzleramt sprach sich in der Begutachtung indes für Eignungstests für Studienwerber an den Lehrerhochschulen aus, das sei bei einem Beruf mit so "hoher Eigenverantwortung gerechtfertigt". Die Unilehrer sehen in den PHs nur die "Umbenennung von Lehranstalten".

Der richtigen "Benennung" von kindlichen Lebenswelten wollen sich Bildungsministerin Gehrer, Innenministerin Liese Prokop und Sozialministerin Ursula Haubner widmen. Am Montag stellten die drei das bereits bekannte "Sprachticket" (Wert 80 Euro) vor, mit dem Kindergarten- und Volksschulkinder bei Bedarf, den ein "Sprachstandstest" feststellt, frühkindliche Sprachförderung bekommen. Das Ministerium geht von 8000 sprachbedürftigen Kindern aus, stellt also 640.000 Euro (etwa die Hälfte der Förderkosten, der Rest ist Länder- und Gemeindesache) zur Verfügung. Für die Opposition zu wenig: "Unglaubwürdige alte Hüte." (DER STANDARD-Printausgabe, 18.10.2005)