"Proty Sontsya" ("Against the Sun")

Foto: Viennale
Zwei Männer brechen frühmorgens auf, um sich mit gefälschten Papieren aus Rumänien in den Westen abzusetzen. Ein anderer, offenkundig in kriminelle Aktivitäten verwickelt, sucht nach einem Unfall Zuflucht bei Ex-Frau und Kind. Ein dritter versucht, im Verkehrsgewühl von Bukarest dringende familiäre und berufliche Verpflichtungen per Handy zu koordinieren.

Die drei kurzen Filme von Catalin Mitulescu, Bucuresti – Wien 8.15, 17 minute intarziere und Trafic, sind in den Jahren 2000 bis 2004 entstanden. Zeit und Termindruck spielen darin eine Rolle, die angespannte Atmosphäre wird durch die enge Kadrage, die eingeschränkte Sicht auf Räume noch verstärkt. Innerhalb dieser Koordinaten gehen kleine Dramen vor sich, die sich an den Protagonisten und an deren männlich geprägten Verhaltensweisen entzünden.

Das Kurzfilmprogramm Towards the Sun zeigt Mitulescus Arbeiten in Kombination mit einer ukrainischen und einer ungarischen Miniatur. Die Gemeinsamkeit der Filme liegt zum einen in einer gewissen Sprödheit bezüglich der Sujets – bei Mitulescu etwa erfolgen Ein- und Ausstieg ins Geschehen relativ abrupt –, zum anderen in einer jeweils sehr ausgeprägten stilistischen Handschrift.

Proty sontsya von Valentyn Vasyanovych besticht beispielsweise durch jene Effekte, die das dafür verwendete, alte Filmmaterial generiert. Der Film ist das eigenwillige Porträt eines Töpfers, der die Fertigung seiner archaisch anmutenden Skulpturen irgendwann aus der Enge seiner Werkstatt (und dem Einflussbereich seiner aus dem Off beständig nörgelnden Frau) auf eine einsame Insel verlegt. Nicht nur dort isoliert Vasyanovych immer wieder Körperbewegungen und Handgriffe und lässt sie zu tänzerisch anmutenden Einlagen werden.

Der metaphysische Zusammenhang, den sein Film eher andeutet, wird in Kornél Mundruczós Kis apokrif No. 1 aus dem Jahr 2003 noch expliziter ausgespielt: Ein kleiner Bub und seine unzähligen Doubles sehen sich darin mit Fragen nach der "Gleichheit" bei gleichzeitiger Einzigartigkeit konfrontiert. Eine Frage, die nicht zuletzt den Blick auf dieses Kurzfilmprogramm fokussiert. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15./16.10.2005)