SUSE Linux 10

Jedes halbe Jahr ist es wieder soweit - Novell veröffentlicht eine neue Version der eigenen Distribution SUSE Linux. Doch diesmal haben sich die Vorzeichen deutlich verändert, denn mittlerweile hat sich der Hersteller entschlossen, die eigentliche Entwicklung in ein Community-Projekt auszulagern - openSUSE wurde im vergangenen August ins Leben gerufen.

Das seit kurzem erhältliche SUSE Linux 10 ist das erste Ergebnis dieser neuen Entwicklung. Entgegen anfänglichen Befürchtungen mancher Fans hat sich Novell - anders als z.B. Red Hat nach der Umstellung auf das Fedora-Projekt dazu...

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entschlossen

die Kaufpakete weiter zu behalten, um EinsteigerInnen ein Angebot mit Handbüchern und Support zur Verfügung zu stellen, während Personen, die sich den Kauf nicht leisten können oder wollen die neue Version kostenlos zum Download vorfinden. Im folgenden haben wir die neue Release etwas genauer unter die Lupe gekommen.

Gleich auf den ersten Blick fällt auf, dass das Paket gegenüber früheren Versionen deutlich abgespeckt hat, der Grund: Novell hat sich entschlossen den Umfang der Handbücher - oder jetzt des Handbuchs - stark zu reduzieren. Von mehr als 1.000 Seiten bleiben so gerade noch mal etwas mehr als 300 übrig. Immerhin stimmt die Qualität weiterhin, trotzdem werden wohl nicht alle mit dieser - wohl aus Kostengründen getroffenen...

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Entscheidung

glücklich sein.

Bei der Softwareausstattung zeigt sich SUSE Linux 10.0 topaktuell: Kernel 2.6.13, glibc 2.3.5 und X.org 6.8.2 bilden die Basis, als Compiler kam die gcc in der Version 4.0.2 zum Einsatz.

Die Wahl der...

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Desktop-Umgebung

steht ganz im Zeichen der von Novell ausgegebenen Neutralität in dieser Frage: Erstmals stehen GNOME und KDE bei einer SUSE Release vollkommen gleichberechtigt zur Auswahl. Zwar war es auch schon bisher möglich den GNOME auf SUSE Linux einzusetzen, wer sich schnell durch die Installation klickte, installierte aber immer die Default-Lösung KDE, mit der neuen Version wird den UserInnen eine Entscheidung abgerungen.

Sehr...

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hilfreich

sind die als Entscheidungshilfe gedachten, aber nichtssagenden, Texte allerdings wirklich nicht. Eher schon sind sie wohl Ausdruck der schwierigen firmeninternen Desktop-Politik bei Novell, schließlich hat das Unternehmen sowohl zentrale EntwicklerInnen aus dem KDE als auch aus dem GNOME-Projekt angestellt, da ist offenbar viel Fingerspitzengefühl gefragt.

Die...

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Installation

wurde für SUSE Linux 10.0 erneut etwas verfeinert, um EinsteigerInnen das Durchführen einer "Default"-Installation weiter zu erleichtern. So werden bei der Zusammenfassung nur mehr die wichtigsten Eckdaten angeführt, Dinge, die ohnehin praktisch nie wer ändert, und somit hauptsächlich zum Informations-Overflow beitragen, verstecken sich in einer "Experten"-Ansicht.

Ansonsten gibt es zur Installation...

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eigentlich

recht wenig zu berichten, und das ist in diesem Fall definitiv eine gute Nachricht. Alles läuft einfach und unauffällig ab, vor allem bei der Installation auf einem neuen Rechner gibts außer dem mehrmaligen Klicken des "Weiter"-Buttons nicht viel zu tun. Bei der Experten-Ansicht gibt es freilich weiter Raum für Verbesserungen, so ist das Partitionierungstool noch immer ein Graus.

Da wir uns im Test für eine...

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Default-Installation

entschieden haben, können wir auch auf die manuelle Paketauswahl verzichten und uns direkt zum Aufspielen der Software begeben. Konkret bedeutet das, dass jetzt die Ernährungspause gekommen ist, schließlich dauert sowas ein bisschen, auf dem Testrechner (Athlon XP 3200+) betrug die Wartezeit so an die 25 Minuten.

Danach folgt dann automatisch ein Reboot in das neue System und...

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Teil 2

der Systemeinrichtung kann beginnen - die Konfiguration der einzelnen Hardware-Komponenten. Das Ganze beginnt sinnvollerweise mit der Einrichtung der Netzwerkverbindung, mit einem richtig konfigurierten DHCP läuft hier alles automatisch ab, aber auch die manuelle Einstellung ist einfach zu bedienen.

Anschließend kann gleich nach aktuellen...

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Updates

gesucht werden, um diese noch vor dem ersten Login zu beheben, zweifelsohne eine gute Idee. Noch schlauer wäre es freilich dies noch vor dem Reboot zu machen, aber das fällt definitiv in die Kategorie Kleinigkeiten.

Haben wir dies erledigt, darf noch die restliche...

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Hardware

eingerichtet werden. Auch hier zeigt sich Altbewährtes - die Hardware wird weitgehend selbstständig erkannt, wo es nachzubessern gilt, ist dies leicht vorzunehmen. Vereinfacht wurden dabei erfreulicherweise die Einstellungsdialoge für das Ändern der Bildschirm- und Grafikkarten-Settings. Ein Tipp zwischen durch: Drucker und andere Peripherie während diesem Vorgang eingeschaltet lassen, dann wird das meiste selbst konfiguriert.

Damit sind wir auch schon...

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fertig

das neu eingerichtete SUSE Linux 10 wartet darauf von uns erobert zu werden. Eine kleine Zwischenbilanz: Bei der Installation gibt es wirklich kaum mehr was auszusetzen, einzig das Zurückgehen zwischen einzelnen Konfigurationsschritten kann Probleme bereiten, im Testfall hat dies einmal zu einer falschen Netzwerkkonfiguration geführt.

Viel wichtiger aber, was hat sich am...

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Desktop

getan? Dabei wollen wir uns beide großen Angebote ansehen, da KDE jahrelang SUSE-Default war, beginnen wir einmal mit diesem: Zum Einsatz kommt die recht aktuelle Version 3.4.2, auf den ersten Blick zeigen sich nicht sonderlich viele Unterschiede zum KDE in SUSE Linux 9.3.

Wer zuvor etwas verpatzt hat oder noch zusätzliche Hardware konfigurieren will, such schnell seinen Weg in den...

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YAST

dem zentralen Einstellungs-Tool für SUSE Linux. Auch hier eigentlich alles beim alten, das lange schon mal benötigte Face Lifting für das Interface des altehrwürdigen Programms steht weiter aus - einige der Dialoge sind ziemlich unübersichtlich - hinzugekommen sind jedoch Tools für Novells App-Armor-Technologie gegen Agriffe auf das System.

Die...

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Einstellungen

für den Desktop selbst finden sich hingegen im KDE Control Center - hier kann vor allem der Look & Feel des Systems ausgiebig verschandelt werden.

Zum Surfen im Netz finden sich gleich zwei...

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Browser

zur Auswahl, der KDE-eigene Konqueror und der Firefox. Eine klare Entscheidung für einen "Hauptbrowser" scheint man nicht getroffen zu haben, so haben sogar beide ihre Schnellstart-Icons verpasst bekommen, der eine am Desktop, der andere - gut getarnt - im Panel.

Mit einer netten...

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Verbesserung

kann das Menü aufwarten, es gibt nun nämlich eine eingebaute Suchfunktion. Beim Eintippen werden quasi "live" nicht relevante Einträge ausgeblendet, dem Weg zum richtigen Icon also eine Spur gelegt.

Ein bisschen bös könnte man allerdings fragen, warum denn nicht lieber die Menüstruktur aufgeräumt wird anstatt eine Suche einzubauen. Denn noch immer finden sich viele...

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unlogische

Einträge. So ist es zum Beispiel für nicht erfahrene BenutzerInnen nicht wirklich hilfreich, dass sowohl das KDE Control Center als auch der YAST in der deutschen Lokalisierung als "Kontrollzentrum" angepriesen werden. Dafür an unterschiedlichen Orten, und dass der YAST überhaupt so vergraben ist, ist bei einem solch zentralen Tool verwunderlich.

Ein bisschen...

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Konsistenz

wär auch nicht schlecht, sei's auch nur bei der Schreibweise mancher Begriffe, wie das Bild links demonstriert. Über sinnlose Untermenüs mit jeweils genau einem Eintrag wurden schon in vergangenen Test genug Worte verloren, deswegen hier nur kurz die Feststellung: Das ist auch bei SUSE Linux 10 leider wieder nicht anders.

Als...

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File Manager

kommt wie gewohnt der Konqueror zum Einsatz, dieser geht bei SUSE erfreulich flott zu Werke, wie überhaupt das ganze System einen recht flinken Eindruck macht. Dies betrifft nicht nur die Abarbeitungs- sondern auch die Startgeschwindigkeit einzelner Applikationen. Letzere wurde dank einer preload-Technologie deutlich reduziert, dies macht sich vor allem bei notorischen Langsamstartern wie...

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OpenOffice.org

oder auch dem Webbrowser Firefox bemerkbar. Apropos OpenOffice.org: Dieses ist in einer späten Vorversion von OpenOffice 2.0 enthalten, ein Update auf die "Final Release" gibt es dann per Download.

Im Großen und Ganzen macht der...

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KDE

und die ihn umgebenden Programme einen recht soliden Eindruck. Viel wirklich Neues gibt es zwar nicht zu berichten, aber gröbere Probleme gibt es dafür auch keine.

Ein paar Kleinigkeiten zum...

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Nörgeln

hingegen schon. So haben manche der Hilfstexte ein leicht absurd-sinnlosen Charakter, wie im Beispiel links der Hinweis: "Diese Liste zeigt Systeminformationen der ausgewählten Kategorie an." Ah-ha.

Etwas...

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schwerwiegender

schon, dass manche der ausgewählten Farb-/Schriftkombinationen selbst für Menschen mit guten Augen eine Herausforderung darstellen, z.B. wenn links Code-Kommentare in hellgrauer Schrift auf weißem Hintergrund in einer viel zu stark geneigten Italic-Schriftart angezeigt werden.

Oder auch, dass...

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PDFs

im Firefox gleich nach der Installation nicht angezeigt werden, weil der Lizenz-Dialog offenbar nicht startet.

Alternativ zum KDE steht nun eben auch der zweite großen Unix-Desktop...

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GNOME

zur Auswahl. Bis zur Übernahme durch Novell, war dieser bei SUSE traditionell unbrauchbar, die Zuneigung galt voll und ganz dem KDE. Durch die von Ximian kommenden GNOME-EntwicklerInnen hat sich hier aber mittlerweile eine Menge getan, so dass SUSE auch für Fans dieses Desktops eine ernsthafte Alternative darstellt.

Die...

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Menüstruktur

ist hier zwar alles in allem auch nicht wirklich besser, aber immerhin ist der YAST schneller aufzuspüren.

Was sofort auffällt ist, das unter GNOME wesentlich mehr...

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KDE-Anwendungen

zum Einsatz kommen als vice-versa. Auch wenn sich Novell offenbar recht fleißig bemüht, dieses so gut wie möglich zu kaschieren, so ergeben sich doch einige Inkonsistenzen in Hinblick auf Look und Usability. Bleibt zu hoffen, dass hier in Zukunft Unterfangen wie das Tango Desktop Project weitere Verbesserungen erzielen können.

Reibungslos funktioniert mittlerweile auch unter GNOME das...

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YAST Online Update

mit dem die wichtigen Systemaktualisierungen vorgenommen werden können. In SUSE 9.3 gab es noch Probleme mit dem SUSE Watcher, der sich ins Panel einnistet und regelmäßig die Verfügbarkeit neuer Updates checkt, diese scheinen nun behoben. Schade allerdings, dass das - bessere - Red Carpet aus Ximian-Zeiten nicht mehr im Paket zu finden ist. Doch immerhin zeichnet sich am Horizont eine gewisse Besserung ab, denn in der neuen Version ist erstmals auch das mächtige Paket-Management-Tool YUM enthalten, leider lassen sich derzeit damit aber noch keine Updates von den SUSE-Servern durchführen.

Verblüffenderweise...

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funktioniert

übrigens unter GNOME die PDF-Anzeige im - optisch an seine Umgebung schön angepassten - Firefox von Beginn an.

Analog zum KDE Control Center bietet der SUSE GNOME auch seine eigenen...

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Tools

zur Konfiguration des Desktops.

Etwas verwunderlich ist, dass einige der installierten Programme nicht im Menü auftauchen, wie etwas das äußerst nützliche Desktop-Wiki...

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Tomboy

oder auch der GNOME-eigene Dokument-Anzeiger Evince. Gerade bei letzterem ist dies nicht optimal gelöst, denn zusammen mit xPDF und dem Acrobat Reader werden somit gleich drei PDF-Viewer default-mässig auf der Festplatte platziert.

In manchen Bereichen zeigt sich der SUSE Linux 10-GNOME ganz schön...

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Cutting Edge

So kommt als als Audioplayer, der bislang noch recht unbekannte Banshee zum Einsatz. Immerhin erweist sich dieser aber als äußerst brauchbar, unter anderem bietet er eine automatische iPod-Synchronisation, das Interface orientiert sich am iTunes-Stil.

Vor allem in Performance-Hinsicht deutlich weiterentwickelt hat sich auch...

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Beagle

quasi das GNOME-Pendant zur Google Desktop-Suche. Entsprechend ist die Software mit SUSE Linux 10 auch zum ersten mal standardmäßig aktiviert und indiziert brav im Hintergrund alle Dateien für eine schnelle Suche. Dabei lassen sich über einen Einstellungsdialog auch bestimmte Verzeichnisse gezielt ausnehmen, durch Systemdateien wird ohnehin nicht gestöbert.

Wie bereits gewohnt passt sich auch...

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OpenOffice.org

aussehensmässig direkt in seine Umgebung ein.

Abgesehen von den kleineren zuvor erwähnten Problemen kann sich das erste Ergebnis des openSUSE-Projekts durchaus sehen lassen, vor allem für EinsteigerInnen ist der Kauf eines Pakets aufgrund des Supports und des Handbuches durchaus interessant. Spektakulär neues gibt es zwar nicht, SUSE Linux 10 verdient sich den großen Versionssprung aber vor allem mit der Umstellung des Entwicklungsprozesses hinter der Distribution und der "neuen Offenheit". Ein großes Plus, welches sich daraus ergibt, ist, dass die neue...

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Version

bereits von Tag 1 an uneingeschränkt zum Download gestanden ist. Da aus Zeitgründen in SUSE Linux 10 der Community-Einfluß noch recht beschränkt war, bleibt abzuwarten, wie sich das openSUSE-Projekt weiter auf die Distribution auswirken wird. Einige durchaus sinnvolle Ideen - wie das Abspecken der Kerndistribution - sind ja bereits angedacht. (apo)

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